In Galerien liegt der Franzose Virgile Novarina oft einfach herum und schläft. Was ihm durch den Kopf geht, wenn er dann aufwacht, hält er auf Papier fest. Nun bekommt er für sein Werk einen Preis.
Der Mensch verschläft rund ein Drittel seines Lebens. Beim Aufstehen sind die Erinnerungen an den Schlummer oft wie weggeblasen. Damit wollte sich Virgile Novarina nicht abfinden. Seit 20 Jahren ist der Pariser Künstler den Geheimnissen des Schlafs auf der Spur. Für seine Schlafperformance «En Somme» wurde er am heutigen Sonntag in Worpswede mit dem Paula-Modersohn-Becker-Kunstpreis ausgezeichnet. Der Preis ist mit 7500 Euro dotiert.
«Mit grosser Konsequenz erforscht Virgile Novarina mit künstlerischen Mitteln den Schlaf als unbekannte Lebenszeit», heisst es in der Begründung der Jury. «Herauszufinden, was uns im Schlaf ausmacht, wer wir sind und was wir während dieser langen Zeit unseres Lebens nicht über uns wissen, hat Novarina zu seiner Lebensaufgabe gemacht», ergänzt die Kuratorin der Preisträgerausstellung, Susanne Hinrichs.
Jeder Mensch wird nachts sekundenlang wach. «Novarina hat sich antrainiert, diese Wachsekunde zu nutzen», sagte das Jurymitglied Inken Steen am Sonntag in ihrer Laudatio. Er greift dann zu Papier und Stift, um den Moment festzuhalten. Mittlerweile sind so über 6000 «Traumnotate» zusammengekommen. Mal sind es Zahlen, mal Sätze oder Bilder. 168 davon sind neben ausgewählten Schlafmasken und Kalendern in der Ausstellung zu sehen.
Für seine Performances schlägt Novarina nach zwei Tagen Schlafentzug in Galerien, Iglus oder U-Booten sein Lager auf. Auch in in Worpswede präsentierte er sich am Sonntag als schlafendes Kunstwerk.
Der Paula-Modersohn-Becker Kunstpreis wird seit 2010 im Zwei-Jahres-Turnus vom Landkreis Osterholz vergeben.