Schnee so weit das Auge reicht: Der Winter ist am Samstag definitiv in der Schweiz angekommen. Die Flocken, die die Kinder zu Schneeballschlachten verlocken, die Wintersportler auf die Piste locken, lösen bei Automobilisten und Fussballfans Frust aus.
Weite Teile der Schweiz liegen derzeit unter einer dicken Schneedecke. Gemäss MeteoSchweiz lagen in Zollikofen bei Bern am Samstagmorgen 26 Zentimeter Schnee. In St. Gallen waren es gar 34 Zentimeter. Am meisten Schnee vermeldete die Messstation auf dem Säntis. Dort wurden über 2 Meter Schnee registriert.
Am meisten Schnee seit der letzten Messung am Freitagmorgen fiel in Grenchen SO, in Blatten im Lötschental sowie in Buchs bei Aarau, nämlich je rund 30 Zentimeter.
Wie Leserbilder auf verschiedenen Onlineportalen zeigen, löst die weisse Pracht bei vielen – vor allem jüngeren – Menschen grosse Freude aus. Schneemänner und -frauen zieren viele Gärten, Familien verzichten auf öffentliche Verkehrsmittel und fahren mit Schlitten durch die Strassen.
Kein Fussballwetter
Pulver gut herrschte am Samstag auch im Wohler Fussballstadion Niedermatten. Die Achtelfinalpartie im Schweizer Cup zwischen Wohlen und Thun musste wegen unbespielbaren Terrains abgesagt werden. Auch in Kriens werden am Sonntag höchstens Schneebälle durchs Stadion fliegen. Das Spiel des SC Kriens gegen den FC Sitten wurde auf den Februar verschoben.
Dafür kamen schneeresistente Fussballfans in der Ostschweiz auf ihre Kosten. Im Paul-Grüninger-Stadion in Brühl SG sorgten freiwillige Helfer dafür, dass die Cup-Partie gegen Lausanne angepfiffen werden konnte. Gut sieht es auch in Köniz aus: Klub-Präsident Mauro Rossi ist zuversichtlich, dass das morgige Fussballfest gegen den FC Zürich über die Bühne gehen kann, wie er auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda sagte.
Lawinengefahr
Gemäss Wetterdienst MeteoNews wird Frau Holle auch in den kommenden Tagen ihre Decken kräftig schütteln. In den Bergen wird sich bis Mitte kommender Woche zusätzlich rund ein halber Meter Neuschnee anhäufen.
Wer den Pulverschnee auf zwei Kufen oder einem Brett geniessen will, sei gewarnt: In den Berner und Walliser Alpen herrscht grosse Lawinengefahr. Touren und Variantenabfahrten erfordern viel Erfahrung in der Beurteilung der Lawinengefahr und grosse Zurückhaltung, schreibt das Institut für Schnee- und Lawinenforschung (SLF).
Der Beweis: Im Val dal Selin GR im Skigebiet Marguns lösten drei Leichtsinnige abseits der Piste eine grosse Lawine aus. Zwei der Tiefschneefahrer wurden teilverschüttet, konnten aber aufwändig gerettet werden. Sie wurden leicht verletzt ins Spital geflogen. Der Dritte hatte mehr Glück und rutschte auf dem 300 Meter breiten Schneebrett obenauf.
Behinderungen auf Strasse und Schiene
Weniger Freude am Schnee dürften am Samstag Reisende gehabt haben. In Zürich, Basel und Genf war der Flugbetrieb beeinträchtigt; es wurden Flüge annuliert; wer flog, kam verspätet an.
Sowohl auf der Strasse als auch auf der Schiene kam es zu Behinderungen. Wegen möglicher Lawinenniedergänge stellte die Zentralbahn (zb) den Zugsverkehr zwischen Brienz und Interlaken Ost am Samstagvormittag ein. Laut Sprecher Martin Röthlisberger dauert der Unterbruch mindestens bis Sonntagmittag.
Auch die parallel verlaufende Kantonsstrasse ist zwischen Oberried und Ebligen wegen Lawinenniedergängen bis auf weiteres unterbrochen. Im Kanton Bern sind gemäss TCS noch weitere Strassen gesperrt.
Viele Unfälle
Schnee und Eis auf den Strassen haben auch am Samstag viele Autofahrer überfordert. Von Freitagnachmittag bis Samstagvormittag wurden der Kantonspolizei Bern 77 Unfälle gemeldet. Es blieb grösstenteils bei Sachschäden. Im Kanton Zürich wurden von der Polizei über 30 Verkehrsunfälle gezählt.
Auch in den Kantonen Baselland und Solothurn kam es infolge des andauernden Schneefalls zwischen Freitagmittag und Samstagmorgen zu Dutzenden Unfällen. In Liesberg BL wurden zwei Personen verletzt. Da sich tagsüber nur noch ein schneebedingter Unfall ereignete, teilte die Polizei Basel-Landschaft am Samstagnachmittag mit: „Insofern darf den Automobilistinnen und Automobilisten durchaus ein Kränzchen gewindet werden.“