Demonstrativ haben einige Frauen in Saudi-Arabien am Samstag gegen das für sie geltende Fahrverbot verstossen. Auf der Internet-Plattform YouTube posteten sie Clips, die sie am Steuer ihres Autos zeigen.
Zu der Kampagne hatte eine Gruppe von Aktivistinnen unter dem Motto «Women2Drive» aufgerufen. Andere Organisatoren gaben offenbar dem Druck der Behörden nach. «Aus Vorsicht und Respekt vor den Warnungen des Innenministeriums bitten wir die Frauen, sich heute nicht ans Steuer zu setzen», sagte eine der Initiatorinnen der Aktion «Autofahren am 26. Oktober» am Samstag der Nachrichtenagentur AFP.
Die Behörden hatten für Verstösse gegen das Fahrverbot ein hartes Durchgreifen angekündigt. Von Festnahmen wurde aber zunächst nichts bekannt. Auch das Posten von Filmen im Internet, die die Kampagne gegen das Fahrverbot unterstützen, werde streng bestraft, hiess es.
Aktionstage gegen das Fahrverbot für Frauen hatte es bereits 1991 und 2011 gegeben. Sie blieben ohne Wirkung auf die Gesetzeslage im Land.
Grundsätzliches Verbot
Saudi-Arabien ist das einzige Land der Welt, in dem es Frauen grundsätzlich verboten ist, Auto zu fahren. Das gilt auch für die zunehmende Zahl von Frauen, die im Ausland einen Führerschein erworben haben.
«Die Kampagne wird nicht zu Ende gehen», gab «Women2Drive» über den Internet-Dienst Twitter bekannt. «Wir werden gemeinsam weitermachen, bis das Verbot aufgehoben ist.»
Der konservative islamische Klerus hatte sich auch im Vorfeld dieser Kampagne gegen jede Lockerung des Fahrverbots für Frauen ausgesprochen.
Am vergangenen Dienstag fanden sich 150 Religionsgelehrte vor dem Sommerpalast von König Abdullah in Dschidda ein, um ein hartes Vorgehen der Behörden gegen die aufmüpfigen Frauen zu fordern. In Saudi-Arabien ist eine besonders dogmatische Variante des sunnitischen Islams, der Wahhabismus, Staatsreligion.
Kritik von Amnesty International
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International kritisierte, dass an der Kampagne beteiligte Frauen Drohungen erhalten hätten. Zudem seien Beteiligte mit willkürlichen Reiseverboten belegt worden. Demnach mussten einige Frauen und ihre Familien zusichern, nicht zu fahren.
Amnesty kritisierte ferner, dass die Initiatorinnen des Aktionstags von staatlichen Medien öffentlich schlecht gemacht worden seien.
Das Fahrverbot ist Teil eines umfassenden Systems von Gesetzen und Regeln, das Frauen praktisch entmündigt. So ist es ihnen nicht möglich, Verträge zu unterzeichnen oder Arbeitsverhältnisse einzugehen, ohne dass ihr Ehemann oder ein männlicher Blutsverwandter die Zustimmung dafür gibt.
Die internationale Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch hatte bereits am Donnerstag die Kampagne der saudi-arabischen Autofahrerinnen begrüsst.
«Es ist schwer zu glauben, dass Saudi-Arabien im 21. Jahrhundert Frauen immer noch das Autofahren verbietet», erklärte die Nahost-Analystin der Organisation, Rothna Begum. Es sei höchste Zeit, die im System verankerte Diskriminierung anzusprechen; Autofahren könne den Weg zu Reformen bereiten.