Mit dem 320. Derby bei Austria am Sonntag beginnt für Rapid Wiens neuen Schweizer Sportchef Fredy Bickel die sportliche Amtszeit.
Ein Wiener Fussball-Derby zum Start der Rückrunde ist gerade in der aktuellen Situation von Rapid ein zweischneidiges Schwert. Im Falle einer Niederlage im Happel-Stadion gegen die Austria wurde die herbstliche Tristesse verlängern. Ein Sieg hingegen könnte neue Kräfte freisetzen, die für einen positiven Saisonabschluss benötigt werden – und genau darauf hofft man im Lager der Hütteldorfer.
Deshalb sieht Trainer Damir Canadi das 320. Kräftemessen mit dem Erzrivalen vor allem als Chance. «Die Mannschaft wird alles daran setzen, um zu gewinnen», versprach der Wiener. Man wolle «selbstbewusst und zielorientiert» auftreten und «die richtige Balance zwischen Offensive und Defensive» finden.
Den Druck, der auf seinen Spielern lastet, bewertet Canadi positiv. «Wir wollen eine Meistermannschaft aufbauen und da werden wir schauen, ob die Spieler auch unter Druck ihre Leistungen abrufen können.»
Meistertitel wohl weg
In dieser Saison wird es aber ziemlich sicher nichts mit dem Meistertitel für Rapid – der Tabellenfünfte liegt 16 Runden vor Schluss 15 Punkte hinter Winterkönig Altach, die viertplatzierten «Veilchen» sind auch schon 10 Zähler entfernt. «Der Rückstand auf die Austria ist so, wie er ist, wir haben das zu akzeptieren. Doch ein Derby hat eigene Gesetze, da ist die Tabellensituation nicht immer entscheidend», erklärte Canadi.
Bickels Vorfreude
Der neue Sport-Geschäftsführer Fredy Bickel verspürt schon grosse Vorfreude auf den Frühjahresstart. «Seit ich hier bin, spricht man nur von diesem Auftaktspiel», erzählte er. «Derbys kenne ich auch, in Zürich waren die Derbys auch immer sehr heiss. Ich habe aber gehört, dass es hier noch etwas intensiver zugeht, von dem her freue ich mich richtig darauf.» Allerdings merkte der 51-Jährige auch an: «Die Austrianer wissen, dass sie unsere Hoffnungen mit einem Schlag zunichtemachen können.»
Im Falle einer Niederlage wäre nämlich eine Qualifikation für die Europa League via Meisterschaft in weiter Ferne. «Wir wollen in der nächsten Saison unbedingt europäisch spielen, wissen aber auch, dass wir auf die Gegner angewiesen sind», sagte der im letzten September bei den Young Boys entlassene Sportchef. Als weitere Zutrittsmöglichkeit zu einem internationalen Bewerb bliebe der Cup, wo Rapid im Viertelfinal steht. «Aber einfach nur auf den Cup zu setzen, ist schwierig», warnte Bickel.
Blick nach vorne
Der Zuger mit Vertrag bis 2019 schwärmte noch einmal von seinen bisherigen Eindrücken bei Rapid und betonte, man müsse den Blick ungeachtet der Herbst-Ergebnisse nach vorne richten. Dazu passend veröffentlichte Rapid am Freitag unter dem Motto «Alle gemeinsam. Jetzt erst recht» ein Foto-Projekt, das Spieler, Betreuer, Funktionäre, Fans und Club-Legenden dabei zeigt, wie sie versuchen, einen im Rasen des eigenen Stadions feststeckenden Karren aus dem Dreck zu ziehen. Damit solle laut Wirtschafts-Geschäftsführer Christoph Peschek symbolisiert werden, «dass der im letzten Jahr etwas verfahrene grün-weisse Karren nur mit Teamgeist und Zusammenhalt wieder in erfolgreiche Bahnen gelenkt werden kann».