Eine Hochglanzbroschüre über die Bautätigkeiten in Basel sorgt für Verstimmung. Baudirektor Wessels wird unterstellt, er verbreite Falschinformationen. Alles nur ein Missverständnis, heisst es jedoch in seinem Departement.
Es kommt tatsächlich recht edel daher, das 16-seitige Magazin mit dem Titel «Basel baut» (siehe Hintergrund des Artikels) – und auf Seite 3 verleihen Bild und Text von Baudirektor Hans-Peter Wessels samt seinem schwungvollen Autogramm dem Heft auch die entsprechende Kompetenz. Jedenfalls ist es nur verständlich, dass die Empfänger von «Basel baut» – darunter alle Grossrätinnen und Grossräte – davon ausgingen, das sei das Werk des Baudirektors und seinem Departement. Es ist auch anzunehmen, dass sich Herr Wessels nicht an dieser Einschätzung gestört hätte. Die meisten Politiker wissen um den Wert der (Selbst-)vermarktung. Doch dieser Schuss ging hinten raus.
Denn statt Anerkennung für diese aufwendig gestaltetete Werbebroschüre über die Basler Bautätigkeit löste sie Verärgerung aus. Namentlich bei Jörg Vitelli, SP-Grossrat, UVEK-Mitglied und als Präsident des Komitees Pro Tram einer, der an vorderster Front für einen Tramnetz-Ausbau kämpft. Auf Seite 12, im Kapitel Tramnetz 2020, sah Vitelli den abgebildeten Streckenplan der Zukunft – ohne die Tramlinie 30! Dort, beim Heuwaageviadukt, der Johanniterbrücke und der Feldbergstrasse, wo gemäss Grossratsbeschluss vom vergangenen September irgendwann in den kommenden Jahren ein Tram durchfahren soll, «zeigt die BVD-Postille eine klaffende Lücke», so empört sich Drämmler Vitelli in einer umgehend verfassten Medienmitteilung (siehe Hintergrund). «Baudirektor lässt Falschinformationen verbreiten», titelte er diese Mitteilung.
Aktives Aussitzen?
Vitelli vermutet mehr als blosse Schlamperei, denn die Skepsis einzelner BVD-Entscheidungsträger gegenüber dem Tram 30 sei seit langem deutlich spürbar. «Der Verdacht liegt nahe, dass ein unliebsamer Parlamentsbeschluss ausgesessen werden soll.» Aber nein, heisst es auf Nachfrage bei Wessels Kommunikationsabteilung. Das Magazin sei eine rein private Publikation, Regierungsrat Wessels habe nur das Editorial geschrieben. «Wir sind angefragt worden, ob wir interessante Projekte vorschlagen würden, das haben wir gerne getan.» Von diesem bedauerlichen Fehler habe man erst durch die Medien erfahren. Die redaktionelle Verantwortung liege jedoch beim Herausgeber der Publikation.
Ach, und bei diesem, bei der Frehner Consulting AG in St. Gallen (um nicht noch weitere Missverständnisse aufkommen zu lassen: das Unternehmen hat nichts, aber auch gar nichts mit der Basler Einzelfirma Sebastian Frehner Consulting zu tun) gibt man sich sehr zerknirscht über den Fauxpas: Man wisse doch, wie heikel gerade ÖV-Themen seien und das sei nun wirklich sehr dumm gelaufen, liess sich der zuständige Chefredaktor Stephan Ziegler vernehmen. «Da haben uns offensichtlich die aktuellen Ereignisse überholt, das hätten wir vor Drucklegung wirklich nochmals verifizieren müssen.» Klar aber, «das ist auf unserem Mist gewachsen».
Und was bleibt nun von dieser Geschichte? Vielleicht der Tipp an Herr Wessels, der für uns Normalos immer schon gilt: zu prüfen, bevor man etwas unterschreibt. Da wäre aber auch noch das alte Sprichwort, «wer sich mit fremden Federn schmückt …»