Wenige Tage vor der jüngsten Gewalteskalation in Ägypten standen die verfeindeten Lager einem Medienbericht zufolge offenbar kurz vor einem Friedensabkommen. Die international vermittelte Lösung hätte das neuerliche Blutvergiessen mit hunderten Toten möglicherweise vermeiden können.
Der inzwischen zurückgetretene ägyptische Vize-Präsident Mohamed El Baradei habe Militärchef Abel Fattah al-Sisi aber offenbar nicht dazu bewegen können, dem Friedensabkommen zuzustimmen. Dies berichtete die Zeitung «Washington Post» am Samstag.
Demzufolge war unter anderem eine Untersuchung zu den Vorwürfen zwischen beiden Lagern geplant. Die Sicherheitskräfte und die Anhänger des gestürzten Staatschefs Mohammed Mursi machen jeweils die Gegenseite für die Gewalt verantwortlich.
Der Abkommensentwurf sah ferner Gespräche zwischen der Übergangsregierung und den islamistischen Muslimbrüdern vor, berichtet die «Washington Post» unter Berufung auf den EU-Sonderbeauftragten für Ägypten, Bernardino León, weiter.
«Ziemlich simples Paket»
Der Entwurf sei in wochenlangen Vorbereitungen und Besuchen in Kairo in Zusammenarbeit mit US-Vize-Aussenminister William Burns und den Aussenministern von Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten entstanden, sagte Léon der «Washington Post».
«Es war ein ziemlich simples Paket, dass wir Vier da unterstützt haben», fügte er hinzu. Der Zeitung zufolge überweisen die beiden arabischen Staaten zusammen mit Kuwait und Saudi-Arabien mehr Geld an Ägypten als die Vereinigten Staaten.
Die Situation in Kairo war am Mittwoch eskaliert, als bei der gewaltsamen Räumung zweier Protestlager und anschliessenden Unruhen im ganzen Land hunderte Menschen getötet wurden. Es war der blutigste Tag in Ägypten seit Mursis Entmachtung am 3. Juli.