Friedensgespräche nach fast 50 Jahren Krieg

Nach fast 50 Jahren Bürgerkrieg haben sich die kolumbianische Regierung und die marxistischen FARC-Rebellen auf Friedensgespräche verständigt. Beide Seiten verabschiedeten am Donnerstag in Hurdal in Norwegen eine Erklärung, wonach die Verhandlungen Mitte November in Kuba beginnen sollen.

Repräsentanten der FARC in Oslo vor den Medien (Bild: sda)

Nach fast 50 Jahren Bürgerkrieg haben sich die kolumbianische Regierung und die marxistischen FARC-Rebellen auf Friedensgespräche verständigt. Beide Seiten verabschiedeten am Donnerstag in Hurdal in Norwegen eine Erklärung, wonach die Verhandlungen Mitte November in Kuba beginnen sollen.

Es hat lange gedauert bis zu diesem Erfolg: Die Gespräche sind bereits der vierte Versuch seit 1984, den Konflikt mit Verhandlungen zu beenden. Der Bürgerkrieg hat seit der Gründung der FARC 1964 gemäss der kolumbianischen Regierung etwa 600’000 Menschen das Leben gekostet. Etwa 3,7 Millionen Menschen wurden demnach vertrieben.

Am 15. November sollen die eigentlichen Verhandlungen beginnen. Die Vorgespräche dazu starten am 5. November in der kubanischen Hauptstadt Havanna. Norwegen und Kuba vermitteln, Chile und Venezuela begleiten die Gespräche.

Zur Verhandlungsgruppe der Rebellen in Havanna zählt auch die niederländische Guerillera Tanja Nijmeijer alias «Genossin Alexandra». Die 34-Jährige hatte sich 2002 der FARC angeschlossen.

Langwierige Verhandlungen

Beide Seiten bremsten Erwartungen an ein schnelles Ende des am längsten währenden Konfliktes Lateinamerikas. Die FARC sei mit dem «Olivenzweig in der Hand» gekommen, sagte der Chef-Unterhändler der FARC, Iván Márquez. Die Verhandlungen seien aber ein «zerbrechlicher Prozess». Die FARC lasse sich nicht unter Zeitdruck setzen.

Der Vertreter der kolumbianischen Regierung, Humberto de la Calle, sagte, er sei «vorsichtig optimistisch». Es handle sich um «ernsthafte und realistische Verhandlungen».

Kein Waffenstillstand

Es werde aber «keinen Waffenstillstand» geben, bevor sich beide Seiten auf einen Friedensprozess geeinigt hätten, sagte de la Calle. Die Armee-Einsätze gegen die FARC gingen weiter.

FARC-Unterhändler Márquez sagte: «Frieden bedeutet nicht das Schweigen der Gewehre.» Die Guerilla werde sich nicht einfach in einer feigen Kapitulation auflösen.

Die FARC hatte eine Feuerpause während den Verhandlungen verlangt, was die Regierung aber ablehnt. Die Rebellen hatten frühere Feuerpausen dazu benutzt, um aufzurüsten und sich neu zu formieren.

Erster gemeinsamer Auftritt

Márquez und de la Calle erschienen erstmals gemeinsam auf einem Podium in einem Hotel der Kleinstadt Hurdal nahe der norwegischen Hauptstadt Oslo. Beide Seiten waren bereits am Mittwoch und am Donnerstag an einem geheimen Ort zusammengekommen.

Dabei sei es um logistische und technische Fragen gegangen, der Umgang sei „respektvoll und freundlich“ gewesen, sagte ein kolumbianischer Regierungsvertreter der Nachrichtenagentur AFP.

Landreform als zentrales Thema

Fünf Kernthemen bestimmen die Agenda der Gespräche: Landreformen, die politische Integration der Guerilla, ein endgültiges Ende der Feindseligkeiten, der Kampf gegen Drogenanbau und -schmuggel sowie die Opfer des Konflikts.

FARC-Vertreter Márquez forderte, es müsse der Kern des Konflikts, die grosse Ungleichheit in Kolumbien, angegangen werden. Regierungsunterhändler de la Calle sagte, die Regierung sei zu Reformen bereit. Dazu zählte er die Rückgabe von Land an die Bauern und Entschädigungen für die zivilen Opfer.

Nächster Artikel