«Erfrischend anders» wollen die beiden Freisinnigen Christian C. Moesch und Christian Egeler sein. Die «Frischhaltetücher», die sie an potenzielle Wählerinnen und Wähler verteilen lassen, erweisen sich aber als Mogelpackung, wie der FF-Test zeigt.
Wenn Sie im Wahlkreis Grossbasel-West wohnen, hatten Sie es vielleicht auch im Briefkasten: ein freisinnblaues Päckchen mit einem «Frischhaltetuch» (sagt man nicht «Erfrischungstuch?»). Darauf die Konterfeis der freisinnigen Grossratskandidaten Christian C. Moesch und Christian Egeler und der Wahlslogan «Erfrischend anders!».
Reisst man das Päckchen auf, ist man zunächst angenehm überrascht. Denn darin befindet sich nicht etwa ein Tüchlein wie man es zum Poulet im Körbli bekommt. Sondern ein richtiger Lumpen, wie ihn einem die Swiss-Stewardess um 4 Uhr früh ins Gesicht drückt, wenn man mit einem Nachtflug von Johannesburg nach Zürich jettet. Na, aus Baumwolle jedenfalls.
Im Kleingedruckten erfahren wir, was sonst noch drin ist: «Wasser Zitronensäure, Natrium, Zitronen-Aroma». Und dann hat es da noch einen Warnhinweis: «Nur zur äußerlichen Anwendung. Ausserhalb der Reichweite von Kindern aufbewahren.» Warum «äußerlich» ein scharfes s hat und «ausserhalb» nicht, soll der Korrektor beantworten. Uns geht’s jetzt mehr um den Frischetest.
Und hier scheitert die an sich originelle Idee grandios. Das Tüchlein duftet nämlich gar nicht nach Zitrone oder höchstens ganz entfernt. Viel eher verbreitet es den Geruch eines Duftsteins im Pissoir des Nelson Pub. Wo ich durchaus gern verkehre und ab und an auch Wasser lasse. Aber lieber trage ich den Odor des Frittierfetts von Hansis berühmten Chicken Wings im Kittel nach Hause, als mich mit Duftsteinen abzureiben.
Also, weg mit dem Ding! Und da stellt sich mir als Öko natürlich schon die Frage nach der Nachhaltigkeit: Einmal abrubbeln und dann wegwerfen? Kein Wunder wachsen unsere Abfallberge in den Himmel!
Will man sich nun nach den Prioritäten der freisinnigen Christiane erkundigen, bieten sich ihre auf dem Päckli abgedruckten Webadressen an. Beim ersten, Moesch: glatte Fehlanzeige. «Server nicht gefunden.» Beim zweiten, Egeler, sieht es ein bisschen besser aus. Zwar wird die Seite – ausgerechnet im Wahlkampf – gerade überarbeitet («Die restliche Webiste befinden sich im Umbau»). Aber die Schwerpunkte des Kandidaten sind doch ersichtlich.
«Nachhaltiger Umgang mit der Umwelt» steht bei Christian Egelers Themen an zweiter Stelle. Und für eine liberale Drogenpolitik setzt er sich auch ein. Mein Mann, könnte man meinen. Aber vermutlich unterscheidet sich seine Vorstellung von liberaler Drogenpolitik so stark von meiner wie das, was wir unter Nachhaltigkeit verstehen.
Testurteil: Fällt durch. Da wählte ich lieber Herrn Linder, der ist grün und liberal. Aber leider bin ich ja nicht stimmberechtigt.