Immer mehr Migranten kommen über das Mittelmeer nach Europa. Von Januar bis Mitte April sind fast 28’000 Menschen von Libyen aus nach Italien gelangt. Das ist ein Anstieg um 30 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Es handle sich nicht um syrische Bürgerkriegsflüchtlinge, sondern vor allem um Menschen von der Elfenbeinküste, aus Guinea, Nigeria sowie Bangladesch, sagte der Chef der europäischen Grenzschutzbehörde Frontex, Fabrice Leggeri, der «Passauer Neuen Presse» vom Mittwoch.
Die Schlepper nutzten die chaotische Lage in Libyen gnadenlos aus, sagte Leggeri. «Sie setzen inzwischen im Durchschnitt 170 Menschen in ein Boot – oft ohne Proviant und ausreichend Treibstoff. Vor zwei Jahren waren es im Schnitt 100 Migranten.»
Die Route von der Türkei durch das östliche Mittelmeer nach Griechenland ist laut Leggeri weitgehend geschlossen. «Seit Anfang des Jahres sind etwa 6000 Menschen über diesen Weg nach Griechenland gelangt. Das sind 94 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum, bevor das Abkommen mit der Türkei in Kraft getreten war.»
Seit März 2016 seien auch mehr als 1000 Migranten in die Türkei zurückgebracht worden. Anzeichen, dass die Türkei das Flüchtlingsabkommen mit der EU nicht mehr umsetze, gebe es nicht. Über die Balkanroute habe es in diesem Jahr bis Ende März 2800 illegale Grenzübertritte gegeben, sagte Leggeri weiter. Im Gesamtjahr 2016 waren es 123’000 gewesen. Auch dieser Weg sei inzwischen «praktisch geschlossen».
Österreich will Grenzkontrollen verlängern
Deutsche Bundespolizisten griffen in den ersten drei Monaten dieses Jahres einem Medienbericht zufolge insgesamt 13’184 Personen aufgegriffen, die illegal nach Deutschland einreisen wollten. Vor allem über die Grenze zu Österreich seien Flüchtlinge auf eigene Faust oder mithilfe von Schleppern nach Deutschland gelangt, berichteten die Zeitungen der Funke Mediengruppe unter Berufung auf Zahlen der Bundespolizei.
Österreich will derweil die bis Mitte Mai befristeten Grenzkontrollen auf unbestimmte Zeit verlängern. «Solange die Aussengrenzen nicht dementsprechend geschützt werden können, werden wir auch weiterhin nationale Massnahmen ergreifen», sagte Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) der Zeitung «Welt». «Im Sinne der öffentlichen Ordnung und inneren Sicherheit muss ich ganz einfach wissen, wer in unser Land kommt.»