Arktische Luft hat der Alpennordseite eine Frostnacht beschert. Auf der Alpennordseite sanken die Temperaturen am frühen Donnerstagmorgen verbreitet unter den Gefrierpunkt. Sorgen bereitete der Frost insbesondere den Weinbauern.
Temperaturen unter Null können den empfindlichen Reben schaden. Um Ernteausfällen vorzubeugen, griffen einzelne Winzer etwa in der Bündner Herrschaft auf Frostkerzen zurück. Mit solchen Kerzen gewinnt man 1 bis 1,5 Grad. «Das kann entscheidend sein», sagte der Präsident der Bündner Weinbauern, Georg Fromm, der in Malans ein Weingut betreibt, auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda.
Allerdings waren die Bündner Weinbauern zu wenig auf Frost gefasst gewesen. Als sich abzeichnete, dass die Temperaturen deutlich unter Null sinken würden, waren die Frostkerzen bereits Mangelware. «Zwei bis drei Schlaue haben alles leergekauft», sagte Fromm dazu.
Andernorts versuchten die Winzer, sich mit Vliesen zu behelfen. Diese stellen laut Fromm aber ein Risiko für die zarten Reben dar. Das Vlies kann, wenn es vom Wind verweht wird, die Triebe abbrechen.
Helikopter wirbelt Luftschichten auf
In Zizers GR spannten die Weinbauern zusammen und organisierten einen Helikopter. Dieser kreiste um 6.00 Uhr morgens eine Stunde lang über den Reben, wie Leo Sohler, stellvertretender Geschäftsleiter von Manfred Meier Weinbau, Informationen der Online-Ausgabe der «Südostschweiz» bestätigte. So sollen die wärmeren, höheren Luftschichten mit den tieferliegenden kälteren gemischt werden.
In der Bündner Herrschaft hatten die Winzer eine Nachtflugbewilligung für eine zweimotorige Maschine erhalten, konnten aber keine solche auftreiben. Da die Bewilligung vom Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) für ein einfaches, einmotoriges Fluggerät erst ab dem frühen Morgen galt, verzichteten die Weinbauern dort auf die Helikopterflüge, wie Fromm erläuterte.
Wie schlimm der Frost den Reben trotz allerlei Gegenmassnahmen zusetzte, ist noch nicht klar. Das Ausmass der Schäden zeigt sich erst nach und nach.
Obstbauern bangen um Aprikosenbäume
Besorgt waren auch die Obstbauern. Sie waren in vielen Regionen auf den Beinen und bekämpften den Frost etwa mittels Beregnung, mit Gebläsen oder auch mit Frostkerzen, wie es bei Swissfruit auf Anfrage hiess. Vor allem im Wallis hätten die Aprikosenanbauer «kein Auge zugetan», sagte Hubert Zufferey von der Walliser Obst- und Gemüse-Branchenorganisation (WOGB) auf Anfrage.
Punktuell habe der Frost Schäden an Blüten oder jungen Früchten verursacht, teilte Swissfruit weiter mit. Die Ernteaussichten im Obst- und Beerenbau würden aber gemäss aktueller Einschätzung nicht getrübt.
Arktische Luft
Kalt war es in der Nacht auf Donnerstag vielerorts im Mittelland und in den Alpentälern, wie MeteoNews mitteilte. So sank das Quecksilber an vielen Orten auf -3 bis 0 Grad, lokal war es sogar noch kälter. In Welschenrohr SO wurden etwa -5,7 Grad gemessen, in Courtelary BE -5,6. In Visp VS und Ilanz GR zeigte das Thermometer -4,2 Grad.
Auch der Freitagmorgen dürfte frostig beginnen. Allerdings prognostiziert der Wetterdienst nicht mehr ganz so tiefe Temperaturen.
Grund für die Kälte so spät im April ist die kühle arktische Luft, die in den vergangenen Tagen die Schweiz erreicht hat. Sie sorgte für einen mehrheitlich klaren Himmel und Windstille.
Frost im April ist nichts Aussergewöhnliches, wie SRF Meteo in Erinnerung ruft. Im langjährigen Mittel gibt es im April in Bern 5 Tage Frost, in Zürich 4 Tage und in Basel 1 bis 2 Tage.