Lothar Späth ist tot. Der langjährige baden-württembergische Ministerpräsident starb nach längerer Krankheit im Alter von 78 Jahren, wie die Stuttgarter Staatskanzlei am Freitag mitteilte.
Späths Tod löste insbesondere in Baden-Württemberg Trauer und Anteilnahme aus. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) würdigt ihn als «Visionär im besten Sinne, weltoffen, mit Weitblick, mutig und bürgernah».
Späth hatte in den Jahren 1978 bis 1991 an der Spitze der baden-württembergischen Regierung gestanden. Nach dem Ende seiner politischen Laufbahn war Späth in die Wirtschaft gewechselt. Erst vor zwei Wochen machte seine Familie öffentlich, dass er an Demenz litt und in einem Pflegeheim untergekommen war.
Der am 16. November 1937 im schwäbischen Sigmaringen geborene Sohn eines Lagerhausverwalters machte eine Verwaltungsausbildung, war Bürgermeister von Bietigheim und machte dann rasch innerhalb der CDU Karriere. 1972 wurde er deren Fraktionschef im Stuttgarter Landtag.
Nach kurzer Amtszeit als Innenminister wurde der aufgrund seines lockeren Stils beliebte und im Umgang mit den Medien geschickte Späth 1978 im Alter von 40 Jahren jüngster Ministerpräsident des Landes. Von diesem Amt trat er 1991 nach Vorwürfen zurück, er habe sich Dienst- und Ferienreisen von Privatfirmen finanzieren lassen.
Spitznamen «Cleverle»
Der auch unter seinem Spitznamen «Cleverle» bekannte Späth startete danach eine Karriere in der Wirtschaft. 1991 übernahm er die Führung des traditionsreichen Optik- und Elektronikunternehmens Jenoptik im thüringischen Jena und machte es zu einer Art neuen Vorzeigefirma.
Während seiner Zeit als Manager bezog der als strategisch denkender Kopf geltende Späth weiter gern öffentlich Position zu wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Fragen und galt besonders als Experte etwa für die Probleme des Aufbaus Ost. Zeitweise moderierte er eine Talkshow beim Fernsehsender n-tv. Zudem veröffentlichte er Bücher.
Im Bundestagswahlkampf 2002 holte der damalige Unions-Kanzlerkandidat Edmund Stoiber (CSU) Späth überraschend als neuen «Superminister» für Wirtschaft, Arbeitsmarkt und Aufbau Ost in sein «Kompetenzteam». Die Union setzte sich bei der Wahl aber nicht durch. In den Folgejahren arbeitete Späth für die global tätige Investmentbank Merrill Lynch.