Früherer italienischer Staatspräsident Scalfaro tot

Der frühere italienische Staatspräsident Oscar Luigi Scalfaro ist tot. Der Politiker starb in der Nacht zum Sonntag im Alter von 93 Jahren in Rom, wie das italienische Parlament mitteilte.

Oscar Luigi Scalfaro ist 93-jährig in Rom verstorben (Archiv) (Bild: sda)

Der frühere italienische Staatspräsident Oscar Luigi Scalfaro ist tot. Der Politiker starb in der Nacht zum Sonntag im Alter von 93 Jahren in Rom, wie das italienische Parlament mitteilte.

Scalfaro war von 1992 bis 1999 Staatspräsident Italiens. Der Katholik Scalfaro war ein Spitzenvertreter der früheren konservativen Democrazia Cristiana (DC). In seinen letzten Jahren hatte er als Senator auf Lebenszeit am politischen Leben seines Landes teilgenommen.

Nachfolger Giorgio Napoletano würdigte den Verstorbenen als Vorbild, er sei konsequent und integer gewesen. Scalfaro galt als moralische Instanz in Italien. Während seiner Amtszeit als Präsident brach der Korruptionsskandal „Mani Pulite“ (Saubere Hände) auf, der Italiens Politik zutiefst erschütterte.

Zugleich musste er schwere Regierungskrisen in Italien bewältigen. Mit dem Linkspolitiker Massimo D’Alema hievte er erstmals einen Postkommunisten in den Sessel des Regierungschefs.

Unabhängig und integer

Der konservative Politiker verstand es als Chef im Quirinalspalast, sich unabhängig von den Strömungen seiner zerstrittenen Partei zu halten und erwarb sich den in Italien raren Ruf eines Unbestechlichen.

Eine Zeitung nannte den regelmässigen Kirchgänger und weisshaarigen Grandseigneur, der oft mit weissem Schal auftrat, einmal einen „skrupellosen Moralisten“. Seit 1945 Witwer, liess sich Scalfaro bei offiziellen Auftritten besonders im Ausland gern von seiner Tochter Marianna begleiten.

Am 9. September 1918 im norditalienischen Novara (Piemont) geboren, studierte Scalfaro an der katholischen Universität Mailand. Während des Zweiten Weltkriegs Krieges trat er politisch erstmals in Erscheinung, als er Hilfsprogramme für inhaftierte Antifaschisten und Partisanen organisierte.

Vollblutpolitiker

Während seiner langen Regierungslaufbahn hatte der studierte Jurist unzählige Ministerämter in einem Dutzend Regierungen inne. In den 1950er-Jahren übernahm er erstmals Regierungsverantwortung als stellvertretender Arbeitsminister.

Seit den 1960er Jahren war er Ressortchef im Verkehrs-, im Unterrichts- (unter Giulio Andreotti) und im Innenministerium (unter Bettino Craxi). Nie liess sich Scalfaro in die Vetternwirtschaft der jahrzehntelang herrschenden Democrazia Cristiana verwickeln.

Im April 1992 wurde er zum Präsidenten des Abgeordnetenhauses gewählt, einen Monat später – im 16. Wahlgang – zum Staatspräsidenten.

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