Der frühere polnische Aussenminister Wladyslaw Bartoszewski ist tot. Er starb am Freitag im Alter von 93 Jahren in Warschau, wie sein Biograf und Freund Michal Komar mitteilte.
Der Historiker und Politiker überlebte das Konzentrationslager Auschwitz, war im polnischen Widerstand gegen die Nationalsozialisten aktiv sowie in der Organisation Zegota, die Juden im Zweiten Weltkrieg half. Er galt als Wegbereiter des deutsch-polnischen Dialogs.
Eine Regierungssprecherin hatte zuvor erklärt, dass Bartoszweski ins Spital eingeliefert worden sei. Den Grund dafür nannte sie nicht. Nach Bekanntwerden seines Todes erklärte EU-Ratspräsident Donald Tusk, früherer polnischer Regierungschef, auf Twitter: «Dies ist ein sehr trauriger Tag für uns.»
Bartoszewski war eine moralische Instanz in seiner Heimat. Der Historiker schrieb mehrere Bücher über das Verhältnis von Polen, Juden und Deutschen, die er miteinander versöhnen wollte. 1944 kämpfte er im Warschauer Aufstand gegen die Nazi-Besatzung.
Der 1922 Geborene erhielt 1966 die Auszeichnung Gerechter unter den Völkern von der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem. Diesen Ehrentitel erhalten Nichtjuden, die unter Einsatz ihres Lebens während der Nazi-Zeit Juden gerettet haben.
In der kommunistischen Ära nach dem Zweiten Weltkrieg verbrachte Bartoszewski mehr als sechs Jahre in den stalinistischen Gefängnissen. Erst nach dem Ende des Kommunismus in Polen begann die diplomatische Karriere Bartoszewskis: Mit 68 Jahren wurde er Botschafter in Österreich. Zweimal bekleidete er das Amt des Aussenministers, zuletzt von 2000 bis 2001. Er war bis ins hohe Alter politisch aktiv und beriet bis zu seinem Tod die heutige Regierungschefin Ewa Kopacz.