In einem der grössten Fälle von betrügerischer Zockerei in der Geschichte des Finanzplatzes London ist am Montag der ehemalige UBS-Händler Kweku Adoboli vor Gericht erschienen.
Dem 32 Jahre alten Mann wird vorgeworfen, zu Lasten der Grossbank 2,3 Mrd. US-Dollar mit nicht genehmigten Risiko-Transaktionen verzockt zu haben. Der Fall hatte eine Milliardenlücke in die Bilanz der Bank gerissen und schliesslich auch UBS-Chef Oswald Grübel den Job gekostet.
Adoboli hatte bankintern im September 2011 zugegeben, die erlaubten Grenzen gesprengt zu haben. Seine Anwälte sehen jedoch anders als die Staatsanwaltschaft den strafrechtlichen Tatbestand des Betrugs für nicht erfüllt an.
Adoboli arbeitete bei UBS zuletzt in einer Abteilung, die mit Exchange Traded Funds (ETF) handelte. Dort ging es um sogenannte „Delta One“-Produkte, die so heissen, weil sie Aktienkurse praktisch im Verhältnis 1:1 nachbilden.
Nach seiner Festnahme sass Adoboli bis zum 8. Juni 2012 in Untersuchungshaft und wurde dann auf Kaution freigelassen. Wenn er für schuldig befunden wird, muss der aus Ghana stammende Sohn eines pensionierten UNO-Diplomaten mit einer Haftstrafe von bis zu zehn Jahren rechnen.
Mehrere Wochen
Beobachter rechnen damit, dass das Verfahren vor dem Southwark Crown Court etwa acht Wochen dauern wird. Da es sich um ein Geschworenengericht handelt, setzt das englische Recht für die Berichterstattung aus dem Gerichtssaal sehr enge Grenzen.
UBS selbst ist nicht Teil des Verfahrens und kann sich praktisch nicht zu dem äussern, was im Gerichtssaal gesagt wird. Im Prozessverlauf würden wohl auch die Kultur und die Praktiken der UBS zur Sprache kommen, schrieb Konzernchef Ermotti kürzlich in einem Brief an die Mitarbeiter.