Vor einem Gericht in Pristina hat am Freitag ein Prozess gegen Fatimir Limaj, einen der beliebtesten Befehlshaber der albanischen Freischärlerbewegung „Kosovarische Befreiungsarmee“ (UCK), und neun Mitangeklagte begonnen.
Der frühere Verkehrsminister und Vizevorsitzende der regierenden Demokratischen Partei (PDK) muss sich wegen des Vorwurfs der Folterung und Ermordung von sieben Serben und eines Kosovaren während des Krieges im Kosovo 1998/99 verantworten.
Die Anklage wirft ihm zudem vor, im UCK-Gefängnis von Klecka südlich der Hauptstadt Pristina persönlich einen serbischen Gefangenen gefoltert und die Erschiessung von zwei serbischen Polizisten angeordnet zu haben.
Mit Ausnahme von Limaj waren die Angeklagten bereits im März festgenommen worden. Der derzeitige Parlamentsabgeordnete Limaj war erst im September unter Hausarrest gestellt worden.
Staatsanwalt befragt Thaci
Kosovarische Medien berichteten am Freitag, dass EULEX-Staatsanwalt Maurizio Salustro zum Fall Limaj am Dienstag auch Premier Hashim Thaci befragt habe. Er habe sich für die Geschehnisse vor zwölf Jahren interessiert.
Auch sei die Befragung von Thaci nicht in dessen Eigenschaft als Regierungschef, sondern als ehemaliger politischer Führer der UCK erfolgt, berichteten Medien. Sie sei von den Verteidigern Limajs, eines seiner jahrelang engsten Mitarbeiter, beantragt worden.
Für Limaj ist dies bereits der zweite Prozess wegen Kriegsverbrechen. Er war 2003 vor dem UNO-Tribunal für Kriegsverbrechen in Ex-Jugoslawien wegen Kriegsverbrechen in einem anderen UCK-Gefangenenlager im Sommer 1998 angeklagt worden. Im Jahr 2007 war er freigesprochen worden.