In der von Georgien abtrünnigen Region Südossetien muss per Stichwahl über den neuen Präsidenten entschieden werden. Bei der Wahl am Sonntag erreichte keiner der elf Kandidaten die absolute Mehrheit, wie die Chefin der Wahlleitung, Bella Plijewa, am Montag mitteilte.
Deshalb würden am 27. November der prorussische Zivilschutzminister Anatoli Bibilow und die frühere Bildungsministerin Alla Dschiojewa gegeneinander antreten, sagte Plijewa in der südossetischen Hauptstadt Zchinwali nach Angaben von Agenturen.
Der von Moskau unterstützte Bibilow verzeichnete einen hauchdünnen Vorsprung. Nach dem Südkaukasuskrieg vor drei Jahren hatte Russland Südossetien als eigenständigen Staat anerkannt. Die Wahl wird von Georgien, aber auch von der EU und den USA nicht anerkannt. Der Westen sieht Südossetien wie das ebenfalls von Tiflis abtrünnige Abchasien weiter als Teile Georgiens.
Südossetien steht erstmals seit dem Krieg zwischen Georgien und Russland von August 2008 vor einem Machtwechsel. Präsident Eduard Kokoity muss nach zwei Amtszeiten in Folge abtreten.
Ex-Ministerin überrascht
Ex-Ministerin Dschiojewa lag nach der Abstimmung vom Sonntag überraschend nahezu gleichauf mit Bibilow. Sie hatte nach Kritik an Kokoity ihr Amt verloren und erhielt nach Meinung von Beobachtern als Oppositionelle vor allem Stimmen von Protestwählern.
Eine Frau als nächste Präsidentin wäre in der von Männern dominierten Welt des Kaukasus eine Sensation, wie Medien kommentierten. Die Abstimmung wurde von Beobachtern als korrekt eingestuft.
Die Unzufriedenheit mit Kokoitys Politik in der Bevölkerung und mit dem Zustand des von Kriegsschäden immer noch schwer gezeichneten Landes ist gross. Kritiker werfen Kokoity Vetternwirtschaft, Korruption und Kriminalität bis in den Machtapparat vor.
Die mehrheitlich mit russischen Pässen ausgestatteten Südosseten stimmten bei einem zeitgleichen Referendum auch für Russisch als Amtssprache. Die Wahlbeteiligung unter den mehr als 50’000 Stimmberechtigten wurde offiziell mit 67 Prozent angegeben.