«Fucking Åmål» next Generation

«Fucking Åmål» war sein Welthit. Jetzt kehrt Lukas Moodysson zu diesen Wurzeln zurück. Man merkt die Absicht, ist aber nicht verstimmt. Ein wunderbarer Freundschaftsfilm. Lukas Moodysson hat mit «Fuckin Åmål» einen Kultfilm realisiert (das Junge Theater in Basel spielte eine Bühnenversion). Nach dem ebenfalls weltweit beachteten «Together» legte er mit «Lilja 4-ever» sein cineastisch reifstes […]

«Fucking Åmål» war sein Welthit. Jetzt kehrt Lukas Moodysson zu diesen Wurzeln zurück. Man merkt die Absicht, ist aber nicht verstimmt. Ein wunderbarer Freundschaftsfilm.

Lukas Moodysson hat mit «Fuckin Åmål» einen Kultfilm realisiert (das Junge Theater in Basel spielte eine Bühnenversion). Nach dem ebenfalls weltweit beachteten «Together» legte er mit «Lilja 4-ever» sein cineastisch reifstes Werk vor, ehe er sich im Experimentalfilm vom Mainstream verabschiedete. «A Hole in my Heart» war eine nur wenig beachtete performative Anordnung zum Thema Pornografie.

Jetzt ist der Schwede zurückgekehrt zu seinen Wurzeln und stützt sich dabei auf das Buch seiner Frau. «Vi är Bäst» ist ein wuchtiges Jugenddokument. Fast ausschliesslich mit drei Mädchen gedreht, gelingt Moodysson eine wunderbare Freundschaftsballade, mit kargen Mitteln, mit umwerfenden Hauptdarstellerin und so ganz unaufgeregt und uneitel.

Bobo und Klara halten den Punk am Leben. Dass sie erst dreizehn sind, Punk längst vorbei ist und sie ausserdem gar nicht Musik spielen können, hindert sie nicht daran, eine Band zu gründen. Überhaupt tun sie gern, was verboten ist und schräg, und sie brüllen gern in die Welt hinaus, dass in der Welt alles ungerecht ist.

Doch die Mädchen jammern nicht rum. Sie packen an. Um die Jungs zu ärgern, setzen sie sich im Bandkeller des Jugendzentrums fest. Und machen das, was sie nicht können: Musik.

Unaufgeregt und – altmodisch

Wieder folgt Moodysson lange den feinen Grundströmungen seiner Geschichte, ehe er langsam in einer ungewöhnlichen Mädchenfreundschaft mündet. Er schafft Raum für die Untertöne seiner Hauptfiguren. Er lässt sie experimentieren. Er lässt sie scheitern. Und er fängt sie mit sanfter Betreuung auf. Doch worin besteht die?

Diese Mädchen wollen (oder müssen?) sich selber erfinden. Mitten in der kuscheligen schwedischen Gesellschaft sind sie alleingelassen – besonders dann, wenn man sich besonders liebevoll um sie zu kümmern scheint.

Aber sie büchsen nicht aus. Sie begeben sich lieber risikofreudig auf Neuland: Wo sind die Grenzen des Weiblichen? Wo der Übergang zur Liebe? Wo ist das Ende der Freundschaft? Womit fängt Erfolg an? Wo das Erwachsensein?

Der Regisseur hat die Schauspielerinnen frei laufen lassen, nahe an deren Erlebniswelt. Die Figuren zumindest begegnen uns mit bestechender Authentizität, wenn auch die Geschichte gar voraussehbar ist. Wie in seinen früheren Erfolgsfilmen gelingt Moodysson mit «Vi Är Bäst» eine erfrischende Bestandesaufnahme von Jugendlichkeit, die auch die Nervgrenze nicht scheut.

Wir sind nicht nur die Besten. Wir sind auch die Lautesten. Diese Jugend will nicht gefallen. Sie will nur sich selbst sein. Das ist schon fast wieder altmodisch, um dieses altmodische Wort hier wieder einmal zu gebrauchen.

_

Der Film läuft u.a. in Basel in den Kult-Kinos.

Nächster Artikel