Als Steve Jobs vor fünf Jahren starb, hinterliess er seinen Nachfolgern bei Apple ein schwieriges Erbe.
Einerseits war der Konzern in den 15 Jahren nach seiner Rückkehr dank iPod und iPhone vom Pleitekandidaten zum wertvollsten Unternehmen der Welt geworden.
Zum anderen übernahm die Chefetage um Tim Cook eine Firma, die sich um den Mitgründer und Retter Jobs drehte: Steve bestimmte die Strategie, Steve feilte mit Designchef Jony Ive am Aussehen der Geräte, Steve traf viele grosse und kleine Entscheidungen bis hin zum Farbton der App-Symbole. Und dann war Steve nicht mehr da.
Ganz überraschend kam sein Tod nicht – die Folgen der Krebserkrankung hatten den 55-Jährigen immer schwerer gezeichnet, schon im August 2011 gab er den Posten des Firmenchefs an Cook ab. Aber zugleich versprach Jobs noch, an der Spitze des Verwaltungsrates weiter für Apple da zu sein.
Seitdem reissen Debatten darüber nicht ab, wie innovativ Apple ohne Steve Jobs sein kann. Schliesslich gilt er als die treibende Kraft hinter allen grossen Erfolgen von Apple: Der erste Macintosh 1984, der iMac 1998, der iPod 2001, das iPhone 2007 und das iPad 2010.
Bis zu diesem Jahr widerlegte Apple die Untergangspropheten stets mit neuen Rekordergebnissen. Besonders gross war der Sprung mit dem iPhone 6, als im Weihnachtsgeschäft 2014 mit der Einführung grösserer Modelle die iPhone-Verkäufe um 46 Prozent auf rund 74,5 Millionen Geräte hochschnellten.
Im vergangenen Jahr gelang es in einem abgebremsten Smartphone-Markt gerade noch, diese Marke knapp zu übertreffen. Doch in diesem Jahr sanken die iPhone-Verkäufe erstmals seit der Markteinführung.
Als einzige neue Produktkategorie betrat der Konzern seit Jobs‘ Tod das Wearables-Geschäft mit der Computer-Uhr Apple Watch. Sie wurde zwar aus dem Stand die klare Nummer eins in dem noch überschaubaren Markt der Smartwatches – aber die Verkäufe sanken nach Einschätzung der Marktforscher von 3,6 Millionen Uhren zum Start im zweiten Quartal 2015 auf zuletzt um die 1,5 Millionen Geräte pro Vierteljahr. Es gelang also auf Anhieb nicht, den Markt hochzureissen.
Die Technologie-Branche hat sich seit Jobs‘ Tod massiv verändert. Und so liegen die aktuellen Innovationen von Apple weniger im Hardware-Bereich, sondern in Software.
Der Konzern investiert in maschinelles Lernen und künstliche Intelligenz, um nicht gegen Google, Amazon und Microsoft ins Hintertreffen zu geraten. Die Siri-Sprachsteuerung ist inzwischen auf allen Geräten verfügbar, die Daten fliessen über die iCloud-Server viel nahtloser von Gerät zu Gerät als früher.
Nach Informationen des Finanzdienstes Bloomberg wird inzwischen auch ein vernetzter Lautsprecher getestet, der ähnlich wie die Konkurrenzgeräte Amazon Echo und Google Home eine zentrale Rolle im smarten Zuhause spielen könnte. Apple positioniert sich für eine Zukunft, die erst in einigen Jahren voll greifbar sein könnte. Und seit Anfang 2015 halten sich hartnäckig Gerüchte über ein Apple-Auto.