Lachse sind im Sommer die Lieblingsspeise einer bedrohten Schwertwal-Population im Nordpazifik: Fast 80 Prozent ihrer Nahrung besteht aus Königslachs, ergab eine genetische Analyse von Stuhlproben der Wale.
Weitere 15 Prozent ihrer Nahrung machten Silberlachse aus. Andere Fisch-Arten verschmähten die Schwertwale fast völlig, berichten Wissenschaftler um Michael Ford vom National Marine Fisheries Service in Seattle (US-Staat Washington) im Fachblatt «Plos One».
Die Studie untermauere bisherige Kenntnisse über diese Tiere und helfe dabei, die Bemühungen zum Schutz der bedrohten Population zu verbessern.
Mit Spürhunden Wal-Kot gesammelt
Ford und seine Mitarbeiter hatten zwischen 2006 und 2011 insgesamt 175 Stuhlproben von Schwertwalen (Orcinus orca) aus der Salish Sea, einem Meeresgebiet zwischen Vancouver Island und dem US-Bundesstaat Washington, aus dem Pazifik gefischt. Sie folgten dazu einzelnen Schwertwalen mit dem Boot und setzte auch Spürhunde ein, die auf dem Wasser treibende Kotreste erschnüffelten.
Im Labor bestimmten die Wissenschafter anschliessend die Gensequenzen der Nahrungsreste und verglichen sie mit den Sequenzen potenzieller Beutefische. 98 Prozent aller Sequenzen wiesen auf Lachs als Futter hin; insgesamt wurden genetische Spuren von sechs verschiedenen Lachs-Arten gefunden.
Früh im Sommer war der Anteil der Königslachse (Oncorhynchus tshawytscha) an der Schwertwal-Nahrung besonders gross, später frassen sie dann zunehmend mehr Silberlachse (Oncorhynchus kisutch).
Die Ergebnisse sind für Fachleute keine Überraschung: Auch zuvor nahm man an, dass Schwertwale dieser Population im Sommer in erster Linie Lachs fressen. Allerdings war man bei der Untersuchung der Nahrungsvorlieben bisher auf die Analyse von Nahrungsresten angewiesen, die an der Meeresoberfläche trieben, und es war unklar, welchen Anteil diese an der Ernährung insgesamt besitzen.
Wählerische Tiere
Schwertwale sind weltweit verbreitet. Frühere Untersuchungen hatten bereits gezeigt, dass die Tiere sehr wählerisch in Bezug auf ihr Futter sein können. Obwohl sie an der Spitze der Nahrungskette stehen und verschiedenste Beutetiere wie Robben, Pinguine, Seevögel oder kleinere Walarten töten können, haben sich einzelne Schwertwal-Populationen offenbar auf bestimmte Beutetiere spezialisiert.
Die in der aktuellen Studie untersuchten südlichen ortstreuen Schwertwale im nordöstlichen Pazifik fressen zum Beispiel nur Fisch.
Mit einem Rückgang der bevorzugten Beutetiere – etwa durch Überfischung – sei darum in der Folge der Bestand einzelner Schwertwal-Populationen gefährdet, schreiben die Forscher um Ford. Ein besseres Verständnis der Nahrungsvorlieben helfe dabei, geeignete Schutzmassnahmen für die bedrohte Population zu entwickeln.