In der Regel betrachten Kinder Pflanzen erst im Alter zwischen acht und elf Jahren als Lebewesen. Davor ist diese Vorstellung sehr stark an Tiere gekoppelt.
Dies zeigte die Bildungsforscherin Gertraud Benke von der Universität Klagenfurt in einer Untersuchung. Der Grund liege darin, dass sich das Konzept «Pflanze» relativ schwer erlernen und in weitere Folge in das des «Lebewesens» integrieren lasse.
Die Forscherin hat ein Schulprojekt zum Thema «Erneuerbare Rohstoffe» begleitet. Dabei hat sie mittels Fragebögen und Interviews von Kindern der dritten und vierten Schulstufe analysiert, wie sich Vorstellungen im Bezug auf Pflanzen organisieren und im Lauf der Zeit verändern, erklärte Benke der Nachrichtenagentur APA.
Toter Baum, lebendige Kerze
Vor diesem Alter sei der Begriff des Lebewesens sehr stark mit Tieren verknüpft. «Pflanzen werden dagegen noch nicht wirklich gut verstanden», so die Forscherin. Sind Kinder noch sehr klein, ist für sie in der Regel alles was auf Bewegung reagiert lebendig – so etwa auch eine brennende Kerze.
Später begreifen Kinder vor allem alles, was sich von selbst bewegt als Lebewesen – das kann auch ein Auto sein. In dieser Fixierung auf Bewegung liegt auch begründet, warum Pflanzen noch nicht in das sich entwickelnde Denkschema oder Konzept passen.
Fragte die Wissenschaftlerin Achtjährige, was für sie eine Pflanze ist, dann antworteten sie, dass diese rot, gelb oder grün sind. Mit ungefähr neun Jahren beschreiben sie diese schon anhand anderer Merkmale wie Stängel oder Blüte. «Aber das ist im Grunde immer noch keine Definition, sondern man stellt sich die Pflanze noch konkret vor», sagt Benke.
Viel Kontakt mit Pflanzen
Erst mit zehn oder elf Jahren gaben die Kinder an, dass Pflanzen aus der Erde heraus wachsen. Diese Betonung des Wachsens gehe dann in Richtung einer Definition, «die das Lebens-Konzept beinhaltet». Kleine Kinder sprächen zudem sehr oft über Blumen oder Pflanzen, die sie selbst zu Hause pflegen. Bäume würden oft lange nicht als Pflanze oder gar als Lebewesen gesehen.
In ihrer Untersuchung habe sich deutlich gezeigt, wie weit der Weg bis zu einem gemeinsamen «abstrakten Begriff» für derart Unterschiedliches wie Bäume, Blumen oder Gras sei.
Wolle man in der Schule dabei mithelfen, ein Bewusstsein für Pflanzen als Lebewesen zu entwickeln, müsse darauf geachtet werden, dass etwa eine Tulpe nicht nur als Tulpe, sondern auch als Teil der Überkategorie «Pflanze» und damit als «Lebewesen» wahrgenommen wird. Damit sich dieses Bewusstsein entwickeln kann, brauche es viel Kontakt mit unterschiedlichen Formen von Pflanzen – auch im städtischen Raum.