Der neue König der Niederlande hat mit seinem Traumstart hohe Erwartungen geweckt. Hunderttausende jubelten am Dienstag, als Beatrix den Thron an ihren Sohn Willem-Alexander übergab. Damit begann eine neue Ära.
Der erste Mann auf dem Oranje-Thron seit 123 Jahren versprach einen eigenen Weg als Staatsoberhaupt. Für seine Rede bei der feierlichen Zeremonie erntete Willem-Alexander durchweg grosses Lob.
Der neue König unterscheide sich nicht nur im Stil, sondern auch inhaltlich von seiner Mutter, kommentierten niederländische Medien am Mittwoch nach dem grossen Volksfest zum Thronwechsel. Der 46-Jährige werde der Monarchie ein modernes Gesicht geben. Willem-Alexander ist nunmehr der jüngste König in Europa.
Königin Beatrix hatte am Dienstagmorgen in der Hauptstadt Amsterdam nach 33 Jahren ihre Abdankungsurkunde unterzeichnet und damit das Zepter an ihren ältesten Sohn weitergereicht.
Unzählige Niederländer und Touristen feierten den Thronwechsel bis spät in die Nacht – allein in Amsterdam waren es 700’000. Sie jubelten dem neuen König in der Hauptstadt zu und lobten Beatrix in Sprechchören für ihre Regentschaft.
In der Zeremonie in der Nieuwe Kerk hatte Willem-Alexander seiner 75 Jahre alten Mutter in bewegenden Worten gedankt. Er machte zugleich deutlich, dass er seinen eigenen Weg finden müsse. Er werde eine «andere Persönlichkeit in einer anderen Zeit» sein, kündigte er an.
Das zeigte er schon am Abend, als er spontan auf Musiker zuging und sich bei ihnen bedankte, obwohl das vom Protokoll nicht vorgesehen war. Willem-Alexanders Rede stiess überall auf Zustimmung.
Ruud Lubbers, der am längsten amtierende niederländische Ministerpräsident (1982-1994), sagte, die Rede sei der unbestrittene Höhepunkt des Tages gewesen. «Ich fand es wirklich alles sehr gut, was er gesagt hat», lobte Lubbers. Die Abgeordneten beider Kammern des Parlaments gelobten, die Rechte des Königs zu achten.
Rechtlich ist dieses Gelöbnis nicht bindend – die Politiker könnten dennoch eines Tages beschliessen, die Monarchie abzuschaffen. Auf absehbare Zeit steht das nicht an: Gemäss Umfragen war die Monarchie in den Niederlanden noch nie so populär wie heute.
Zwei Menschen seien bei der Zeremonie besonders schmerzlich vermisst worden, hiess es am Hofe: Willem-Alexanders Bruder Friso, der seit einem Ski-Unfall mit schweren Hirnverletzungen im Koma liegt, und sein 2002 gestorbener Vater Prinz Claus.
In ihrer letzten Fernsehansprache als Königin hatte Beatrix gesagt: «Vielleicht wird die Geschichte noch zeigen, dass die Wahl dieses Ehemanns mein bester Entscheid gewesen ist.»
Mit dem Wechsel von Beatrix zu Willem-Alexander wurde dessen älteste Tochter Amalia (9) Kronprinzessin – eines Tages soll sie ihrem Vater auf dem Thron folgen. Beatrix ist nun wieder Prinzessin. Willem-Alexanders aus Argentinien stammende Frau Máxima wird zwar Königin genannt, ist aber nicht Staatsoberhaupt.
Am Dienstagabend wurde Willem-Alexander das umstrittene Königslied vorgesungen. Tausende hatten es im Internet als kitschig verspottet. Das Ziel, dass im ganzen Land mitgesungen werden sollte, wurde deshalb nicht einmal ansatzweise erreicht.
Bei der Riesenparty zum Thronwechsel in Amsterdam wurden in der Nacht zum Mittwoch fast 100 Menschen festgenommen. Meist sei es dabei aber nur um kleinere Vergehen gegangen, teilte die Polizei mit. Insgesamt seien die Feiern sehr friedlich verlaufen.
Nach den Feiern beginnt für den neuen König nun der Alltag. Schon in wenigen Tagen kommt die erste politisch bedeutsame Aufgabe auf ihn zu: Am Samstag wird der Monarch am jährlichen Gedenken für die Kriegstoten in Amsterdam teilnehmen.