Für Sarkozy gibts kein Comeback mehr

Frankreichs Konservative wählen in einer Vorwahl ihren Präsidentschaftskandidaten. Das Rennen um die Kandidatur entscheidet sich in einer Stichwahl zwischen den beiden Ex-Ministerpräsidenten François Fillon und Alain Juppé. 

Keine Rückkehr: Ex-Präsident Nicolas Sarkozy musste sich am Sonntagabend von seinem Wunsch verabschieden.

(Bild: Keystone)

Frankreichs Konservative wählen in einer Vorwahl ihren Präsidentschaftskandidaten. Das Rennen um die Kandidatur entscheidet sich in einer Stichwahl zwischen den beiden Ex-Ministerpräsidenten François Fillon und Alain Juppé. 

Frankreichs Konservative bestimmen ihren Präsidentschaftskandidaten erstmals in ihrer Geschichte in einer Vorwahl. Teilnehmen dürfen alle wahlberechtigten Franzosen, die zwei Euro zahlen und eine Erklärung unterschreiben, dass sie «die republikanischen Werte der Rechten und des Zentrums» teilen.

Das Interesse an der Urwahl war riesig: In den ersten Stunden hatten bereits mehr als mehr als 1,1 Millionen Menschen ihre Stimme abgegeben, wie Organisationschef Thierry Solère dem Sender LCI sagte. Rund 10’000 Wahlbüros wurden eingerichtet.

Vorgezogene Präsidentschaftswahl

Der Abstimmung kommt eine besondere Bedeutung zu: Die konservativen Republikaner haben beste Chancen, bei der Präsidentschaftswahl im April und Mai 2017 den Sieg davonzutragen. Denn zum einen ist der sozialistische Amtsinhaber François Hollande so unbeliebt wie kein anderer Präsident in Frankreichs jüngerer Geschichte. Bei einer Kandidatur würde er Umfragen zufolge schon in der ersten Runde scheitern – wie jeder andere linke Kandidat auch.

Zum anderen dürfte Marine Le Pen, Chefin der rechtsextremen Partei Front National, zwar in die zweite Runde der Präsidentschaftswahl einziehen. Dort hätte sie aber Meinungsforschern zufolge so gut wie keine Chancen auf einen Erfolg. Die Vorwahl gilt daher als eine Art vorgezogene Präsidentschaftswahl.

In der ersten Runde kam Ex-Ministerpräsident François Fillon auf rund 44 Prozent, François Juppé auf 28 Prozent. Ex-Präsident Nicolas Sarkozy wurde mit rund 20 Prozent lediglich Dritter und schied damit wie die anderen vier Bewerber aus. Ein zweiter Wahlgang ist für kommenden Sonntag angesetzt.



Als Aussenseiter angetreten, dann überlegen gewonnen: Der ehemalige Ministerpräsident François Fillon holte bei der ersten Vorwahl der Konservativen 44 Prozent der Stimmen.

Als Aussenseiter angetreten, dann überlegen gewonnen: Der ehemalige Ministerpräsident François Fillon holte bei der ersten Vorwahl der Konservativen 44 Prozent der Stimmen. (Bild: sda)

Zunächst hatte es nach einem Rennen zwischen Sarkozy und Juppé ausgesehen – am Freitagabend jedoch wurde eine Umfrage veröffentlicht, in der überraschend Fillon knapp an die erste Stelle rückte.

Sehr ähnliche Programme

Die sieben konservativen Präsidentschaftsanwärter waren während des Wahlkampfes in drei TV-Debatten gegeneinander angetreten. Insbesondere in wirtschaftspolitischen Fragen ähneln sich die Programme der Kandidaten: Alle wollen die 35-Stunden-Woche weiter lockern, Steuern und Abgaben für Unternehmen senken, die Staatsausgaben drastisch kürzen und dazu zahlreiche Beamtenstellen streichen.

Bei Fragen von Sicherheit, Einwanderung und Integration wurden dagegen Unterschiede zwischen den Kandidaten deutlich. So fuhr Ex-Staatschef Sarkozy einen scharfen Rechtskurs, während sich Juppé und Fillon eher in der politischen Mitte verorteten.

Fillon als Favorit

Sarkozy räumte seine Niederlage noch am Sonntagabend ein. «Ich habe es nicht geschafft, die Mehrheit der Wähler zu überzeugen», sagte er vor Anhängern. Er wolle sich aus der Politik zurückziehen. Er halte grosse Stücke auf Juppé, fühle sich aber Fillons politischen Ansichten näher und werde daher für ihn stimmen. Fillon war unter Sarkozy von 2007 bis 2012 Ministerpräsident.

Laut einer Umfrage des Instituts Opinionway würde Fillon als Favorit in eine Stichwahl gegen Juppé ziehen. Der Bewunderer der früheren britischen Premierministerin Margaret Thatcher, der als ökonomisch liberal gilt, kann demnach auf 56 Prozent der Stimmen hoffen.

Allerdings werden dem 62-Jährigen in einem Duell mit Le Pen nicht so gute Chancen eingeräumt wie dem moderaten Konservativen Juppé. Der 71-Jährige hätte hingegen Umfragen zufolge leichtes Spiel gegen die Rechtsextremistin, weil er sich der Stimmen linker Wähler sicherer sein könnte als Fillon.

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