Im Anden-Staat Peru entscheidet sich die Nachfolge von Staatschef Ollanta Humala in einer Stichwahl. Die 40-jährige Rechtspopulistin Keiko Fujimori gewann zwar den ersten Wahlgang am Sonntag, verpasste aber mit 39,5 Prozent die absolute Mehrheit.
Damit tritt die Tochter von Ex-Staatschef Alberto Fujimori am 5. Juni in einer Stichwahl gegen den Zweitplatzierten Pedro Pablo Kuczynski an. Der 77-jährige frühere Wallstreet-Banker kam nach Auszählung von 67 Prozent der Stimmen auf 23,7 Prozent, wie die Wahlbehörde ONPE am frühen Montag (Ortszeit) bekanntgab. An dritter Stelle stand die linke Kandidatin Verónika Mendoza mit 17,1 Prozent.
Fujimori wäre die erste Frau an der Spitze des Staates. Der Amtsantritt des neuen Staatschefs, dessen Amtszeit bis 2021 läuft, ist für den 28. Juli angesetzt.
Die Wähler wollten einen Wandel, sagte Fujimori in einer ersten Reaktion vor jubelnden Anhängern in der Hauptstadt Lima. «Das ist eine grosse Verantwortung, die wir respektieren werden.» Mit ihrer Partei «Fuerza Popular» kann Fujimori laut Hochrechnungen mit rund 60 der 130 Abgeordnetensitze rechnen. Sie rief alle Wähler auf, am 5. Juni «für den Wandel und für die Zukunft» zu stimmen.
Der scheidende Präsident Humala durfte sich nicht zur Wiederwahl stellen, da dem Staatsoberhaupt in Peru zwei aufeinanderfolgende Amtszeiten verboten sind. Seine Partei hatte ihren Kandidaten zurückgezogen, weil er in Umfragen klar unter der Fünf-Prozent-Hürde lag.
Humala sprach wenige Tage vor der Wahl indirekt eine Unterstützung für Kuczynskis Bewerbung aus, indem er sowohl von Fujimoris als auch von Mendozas Einstellungen Abstand nahm. Kuczynski steht wie Fujimori für einen wirtschaftsfreundlichen Kurs, gilt aber in sozialpolitischen Fragen als moderater.
Vorwürfe überschatteten Wahlkampf
Die Wahlbeteiligung beim Urnengang am Sonntag lag bei 85 Prozent. In Peru gilt Wahlpflicht. Aufgerufen waren knapp 23 Millionen Wähler. Der Chef der Beobachtermission der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS), Sergio Abreu, erklärte am Sonntag, dass die Wahlen «beispielhaft» verlaufen seien. Rund 170’000 Polizisten und Militärs standen zur Sicherheit des Urnengangs bereit.
Die Wahl war überschattet von Vorwürfen gegen Keiko Fujimori und andere Kandidaten, sie hätten versucht, Wähler mit Geschenken zu beeinflussen. Während die Vorwürfe gegen sie und Kuczynski fallengelassen wurden, wurden neun andere Kandidaten ausgeschlossen oder zogen ihre Bewerbungen zurück.
Ausserdem waren am Samstag bei zwei Angriffen im Dschungel im Landesinneren nach neuen Angaben der Behörden sieben Menschen getötet und sieben weitere verletzt worden. Die Armee vermutete die kommunistische Guerilla Leuchtender Pfad (Sendero Luminoso), gegen die Fujimoris Vater hart vorgegangen war, hinter den Taten.
Der heute 77-jährige Alberto Fujimori hatte das Land in den Jahren 1990 bis 2000 mit harter Hand regiert. Seit 2009 verbüsst er wegen Korruption und Verbrechen gegen die Menschlichkeit eine 25-jährige Haftstrafe. Er spaltet bis heute das Land, seine Tochter ging deshalb im Wahlkampf auf vorsichtige Distanz zu ihm.