Der 30-jährige Verteidiger Philippe Furrer entscheidet mit einem Penalty die packende Halbfinalserie zwischen Lugano und Servette. Furrer: «Ich wollte den Penalty unbedingt selber schiessen!»
Was war passiert: In der 74. Minute konnte Furrer bei einem Konter Luganos solo auf das Genfer Goal losziehen. Kevin Romy brachte Furrer aus der Balance. Der Schuss ging daneben, dafür stürzte Furrer kopfvoran ins Goal und tat sich dabei weh. Die Schiedsrichter gönnten Furrer ein paar Minuten Erholung bis zur Ausführung des Penaltys. Furrer hätte auch weiter den Verletzten spielen können – und einen Mitspieler schiessen lassen. «Aber das wollte ich nicht. Ich wollte mich der Verantwortung selber stellen. Und eigentlich hätte ich das Tor schon bei der ersten Chance vor dem Penalty machen müssen.»
Die Servettiens reklamierten nicht gegen den Penalty-Entscheid. Die Genfer hofften, dass Robert Mayer sie mit einer 47. Parade weiter im Spiel halten würden. Aber der Entscheid der Referees, Lugano einen Penalty zu ermöglichen, war durchaus fragwürdig. Penalties werden selten gegeben, wenn der Angreifer nach dem Foul doch noch zu seiner Torchance kam.
Was ging Doug Shedden, Luganos Trainer, durch den Kopf? Wollte auch er, dass Furrer den Penalty selber schiesst? Oder wäre es ihm recht gewesen, wenn er einen Stürmer hätte losschicken können? «Nein, keine Frage», stellt Shedden klar, «ich wollte, dass Furrer schiesst. Vor drei Jahren, als ich noch Trainer in Zug war, hat Philippe (Furrer) mit einem Tor in Spiel 7 meinen EVZ in die Sommerferien geschickt. Ich sagte ihm: ‚Mach jetzt das gleiche mit Servette!‘ Und ausserdem hatte ich keine grosse Auswahl. Den Penalty hätte ein Spieler ausführen müssen, der bei der Aktion auf dem Eis stand. Ich hätte nicht einen meiner Spezialisten aufstellen können.»
Für den HC Lugano, der seit dem Titelgewinn von 2006 zehn Jahre lang keine Playoff-Serie mehr gewinnen konnte, für Coach Doug Shedden, der mit Zug fünfmal in den Halbfinals gescheitert ist, und für Philippe Furrer resultierte das Happy End. «Genau so habe ich mir das gewünscht», sagte Furrer, der letzten Sommer von Bern zu Lugano gewechselt hat. «In meinem ersten Interview nach dem Transfer nach Lugano wünschte ich mir einen Playoff-Final Lugano gegen Bern. Und diesen Final gewinnt dann natürlich Lugano.» Auch Doug Shedden (54) freut sich riesig, dass er nun erstmals beim «big dance» im Playoff-Final mitmachen kann. Shedden: «Wir haben auch im sechsten Spiel nach einem Rückstand noch gewonnen. Diese Lugano-Mannschaft gibt nie auf. Deshalb sind wir auch für den Final gegen Bern zuversichtlich.»
Dass es Lugano so gut läuft, liegt auch an Damien Brunner, der kein «Playoff-Versager» mehr sein will. Letzte Saison gelang ihm in den Playoffs mit Lugano bloss ein Assist bei einer Minus-2-Bilanz. Früher in Zug lief es ihm in den Playoffs schon besser, aber auch nie ganz gut. Nach den Halbfinal belegt Brunner in der Playoff-Skorerliste mit elf Punkten den 3. Platz; die Plus-/Minus-Statistik führt er mit Plus 8 sogar an. Am Ostermontag gelang ihm der Ausgleich zum 3:3, der Lugano in die Verlängerung brachte. Brunner: «Es ist phantastisch, dass wir es in den Final geschafft haben. Erst nach dem Gegentreffer zum 2:3 (durch Noah Rod/41.) begannen wir richtig gut zu spielen. Und am Ende setzten wir uns verdientermassen durch. Warum wir die Serie gewannen und nicht Genf? Kleinigkeiten entschieden. Wir bewahrten stets die Ruhe. Und im fünften Spiel, als wir bis 15 Sekunden vor Schluss zurücklagen und Servette vorher zweimal das leere Tor verfehlte, hatten wir auch eine Riesenportion Glück.»
Desillusioniert verliessen hingegen die Servettiens Lugano: «Mit einem Penalty aus den Playoffs auszuscheiden, ist bitter. Mir fehlen die Worte», so Juraj Simek. Simek sagte aber auch noch, dass «wir uns an der eigenen Nase nehmen müssen. Wir führten wieder und haben es wieder vergeben. Von den sechs Spielen gegen Lugano haben wir dem Gegner dreimal den Sieg geschenkt».