Johan Cruyff ist am Donnerstag im Alter von 68 Jahren gestorben. Er sei im Kreise seiner Familie «nach einem harten Kampf mit dem Krebs» in Barcelona eingeschlafen, teilte seine Stiftung mit.
Der begnadete Spielmacher mit der Rückennummer 14 galt als einer der besten Fussballer aller Zeiten. Zwischen 1971 und 1974 wurde er dreimal mit dem Ballon d’Or ausgezeichnet. 1999 erhielt er die Auszeichnung zu Europas Fussballer des Jahrhunderts. Michel Platini würdigte Cruyff nach dessen Tod gegenüber der Nachrichtenagentur afp als «besten Spieler aller Zeiten».
Im vergangenen Herbst hatte Cruyff, der bis Anfang der Neunzigerjahre und einer Operation am Herzen Kettenraucher war, seine Lungenkrebs-Erkrankung öffentlich gemacht und wenig später mit einer Chemotherapie begonnen. «Ich habe das Gefühl, mit 2:0 in der ersten Halbzeit eines Spiels vorne zu liegen, das noch nicht zu Ende ist», zeigte sich der 48-fache niederländische Internationale noch im Februar siegessicher im Kampf gegen seinen Krebs. «Ich bin mir sicher, dass ich es gewinnen werde.»
Seine grössten sportlichen Erfolge als Spieler und Trainer feierte Cruyff mit dem niederländischen Rekordmeister Ajax Amsterdam und dem FC Barcelona. So führte Cruyff die Katalanen 1992 als Coach zum Sieg im Europacup der Meister. Den Vorläufer der heutigen Champions League gewann er zu Beginn der Siebzigerjahre als Spieler mit seinem Stammverein Ajax gleich dreimal. Wegen seiner Verdienste zog Ajax Cruyffs Rückennummer 14 zu Ehren seines 60. Geburtstags zurück.
In seinem wichtigsten Endspiel bezog Cruyff allerdings eine Niederlage. Mit der niederländischen Nationalmannschaft unterlag er im WM-Final 1974 Gastgeber Deutschland 1:2. Mit spektakulärem Offensiv-Fussball waren die von Rinus Michels, Cruyffs Entdecker bei Ajax Amsterdam, betreuten Niederländer ins WM-Finale eingezogen, dort durch einen Elfmeter, den der Superstar herausgeholt hatte, auch 1:0 in Führung gegangen. Doch dann wurde Cruyff, der Spieler des Turniers, von den Deutschen neutralisiert.
Somit war eine einmalige Gelegenheit für Cruyff vergeben, denn 1978 in Argentinien war er nicht mehr dabei. Nicht einmal der legendäre Erfolgstrainer Ernst Happel vermochte den Star zu einer Rückkehr ins Oranje-Team zu überreden, das 1978 im WM-Final erneut an den Gastgebern (1:3 nach Verlängerung) scheiterte. Sein letztes von 48 Länderspielen bestritt Cruyff am 26. Oktober 1977 beim 1:0 gegen Belgien.
Mit grosser Bestürzung hat die Fussball-Welt von Cruyffs Tod Kenntnis genommen. «Die Niederlande haben ein Gesicht in der Welt verloren. Er hat unseren Fussball auf die Weltkarte gebracht», kommentierte der frühere niederländische Weltklassespieler Ruud Gullit die traurige Nachricht. Der deutsche Rekord-Internationale Lothar Matthäus bezeichnete Cruyff als «einen Mann, der den Fussball transformiert» habe.
Als Spieler wurde der geniale Kreativspieler für seinen Spielwitz und Tordrang verehrt, als Trainer prägte er in den Neunzigerjahren den Spielstil des FC Barcelona, dessen Erfolg bis heute anhält. Cruyff entwickelte ein 4-3-3-System mit schnellen und vor allem technisch starken Spielern. Von dieser Grundordnung ausgehend forcierte Cruyff hohen Ballbesitz und konsequenten Angriffsfussball.
Zu seinen zahlreichen Bewunderern und Schülern zählt denn auch der scheidende Trainer des FC Bayern München, Pep Guardiola. Der Katalane bezeichnete seinen früheren Mentor mehrmals als wichtigsten Ratgeber während seiner Spielerkarriere, zudem nannte er ihn den erfolgreichsten Trainer in der Geschichte von Barça. «Cruyff hat eine Kathedrale errichtet. Wir haben sie nur instand gehalten», sagte Guardiola einmal über den Niederländer.