Heute startet Gaël Suter in Rio de Janeiro in das zweitägige olympische Omnium. Der Waadtländer strebt im aus sechs Teilen bestehenden Vielseitigkeits-Wettbewerb ein Diplom an.
Bei jedem Medientermin, den Swiss Cycling in den vergangenen Monaten mit den Schweizer Bahnfahrern abhielt, war auch Suter dabei. Im Zentrum aber stand meist das Prestigeprojekt Bahnvierer. Dabei mischt Suter seit zwei Jahren ebenfalls in der erweiterten Weltspitze mit. In Rio gehört der 24-Jährige zwar nicht zu den Favoriten, er besitzt aber durchaus das Potenzial für den Vorstoss in die Top acht.
«Ich schaue von Disziplin zu Disziplin und will in jedem Wettkampf-Teil das bestmögliche Ergebnis herausfahren», so Suter zu seinen Zielen. «In der Gesamtwertung dürfte es sehr ausgeglichen werden. Klar, ich gehöre nicht zu den Favoriten und bin einer der Aussenseiter. Vielleicht kann ich von diesem Status etwas profitieren.»
Der Wettkampf umfasst sechs Disziplinen, drei pro Tag. Der zweite Teil des Omniums mit dem 1000-m-Zeitfahren, der «fliegenden» Runde (200-m-Sprint) und dem abschliessenden Punktefahren liegt Suter deutlich besser als der erste Tag mit dem Scratch (15 km), der Einzelverfolgung und dem Ausscheidungsfahren. «Am zweiten Tag hoffe ich auf richtig viele Punkte», so Suter.
Suters Zuversicht basiert darauf, dass er – zumindest gemäss eigener Aussage – im Punktefahren Fortschritte gemacht hat. «Im Vergleich mit den teilweise von der World Tour kommenden Fahrern fehlte mir im Punktefahren stets etwas das Durchhaltevermögen. Die 40 km waren immer ein ‚Überleben‘. Das konnte ich nun verbessern», sagte Suter.
An der WM im März in London sicherte sich Suter, der nebenbei beim Rad-Weltverband UCI in Aigle arbeitet, mit einem 14. Schlussrang den Quotenplatz für Rio. Die Heim-EM im letzten Herbst hatte er nach einem fürchterlichen Sturz verpasst. Seither erinnert eine grosse Narbe am Hals an den Unfall, bei dem der Waadtländer aus Villeneuve den Hals aufgeschnitten und eine schwere Gehirnerschütterung erlitten hatte.
Nationaltrainer Daniel Gisiger hofft darauf, dass sich Suter irgendwo hinter den Topfavoriten einreihen kann. «Es gibt ein paar Fahrer, die fahren in einer anderen Kategorie. Aber dahinter ist für ihn viel möglich», schätzt er die Chancen seines Schützlings ein. Gisiger denkt bei den Topfavoriten vor allem an Fahrer wie den Briten Mark Cavendish.
Übersprinter Cavendish, der im Juli nach seinen vier Erfolgen bei 30 Etappensiegen an der Tour de France steht, gehört in Rio zu den Topfavoriten auf den Olympiasieg. Weitere World-Tour-erfahrene Profis wie der Italiener Elia Viviani, der Däne Lasse Norman Hansen (Olympiasieger 2012) oder der Kolumbianer Fernando Gavira (Weltmeister 2016) zählen ebenfalls zum engsten Favoritenkreis.
Der Vielseitigkeits-Wettbewerb gehört erst zum zweiten Mal nach London vor vier Jahren zum olympischen Programm. In jeder der sechs Disziplinen werden Punkte vergeben, die für die Schlussrangliste addiert werden.