Gässli-Festival: Heute Eröffnung

Jugendliche, die Filme machen, haben kein Budget. Sie brauchen vielleicht auch keins. Filme ohne Budget haben immerhin den Vorteil, dass den Machern niemand mit Blick aufs Budget dreinredet. Deshalb fällt bei Durchsicht der Filme auch auf: Die Macher geniessen ihre Freiheiten auf unterschiedliche Weise. Was also lässt man sich –  ohne Geld aber mit viel […]

Jugendliche, die Filme machen, haben kein Budget. Sie brauchen vielleicht auch keins. Filme ohne Budget haben immerhin den Vorteil, dass den Machern niemand mit Blick aufs Budget dreinredet. Deshalb fällt bei Durchsicht der Filme auch auf: Die Macher geniessen ihre Freiheiten auf unterschiedliche Weise. Was also lässt man sich –  ohne Geld aber mit viel Freiheit –  einfallen, um einen Kurzfilm zu drehen?

 

27 Kurzfilme sind eingereicht. Am Samstag werden Sie im Gässli gezeigt und prämiert werden. Mit Recht: Ich habe schon meine Favoriten. Aber, was fällt auf, wenn man sich die Filme anschaut? Jugendliche, die Filme machen, haben kein Budget. Sie brauchen vielleicht auch keins. Filme ohne Budget haben aber den sichtlichen Vorteil, dass den Machern niemand mit Blick aufs Budget dreinredet. Deshalb fällt bei Durchsicht der Filme auch auf: Die Macher geniessen ihre Freiheiten auf unterschiedliche Weise. Was also lässt man sich –  ohne Geld aber mit viel Freiheit –  einfallen, um einen Kurzfilm zu drehen? Was kommt an Kurzwerk auf uns zu?

Camillo Galli zieht es ins Hochgebirge. Dort, wo die Natur so abweisend und gefährlich ist, wie hinter Nevada, findet er seinen Western. Einen Urnengang in den Familienkreis verspricht Saladin Dellers. Felix Maria Bühlers Erstling ist allen Thrillern geschuldet. Und Action! Gelassener geht es  bei Morris Samuel zu. Er findet zu einprägsamen Bildern, die viele seiner Texte überflüssig machen. Warum denn in die Ferne schweifen, wenn das Nahe liegt so gut? 

Fehlt da nicht das Drama im sozialen Kontext? Caroline Feder traut sich an eine veritabel gespielte Geschichte, mit ausgefeilten Dialogen und lesbaren Figuren. Auch Timo von Gunten riskiert eine Geschichte, eine Bettgeschichte, formal geschlossen und witzig. Damien Krisl ist ganz vom Experiment eingenommen und nimmt uns mit auf eine Reise durchs Hirn. 

Gleich zu dritt greifen Désirée Moser, Marcel Zehnder, Astrid Bühler in die Kunst-Kiste. Fast schon als Installation suchen sie nach neuen Ausdrucksmitteln. Felix Schaffert schaffert es: Das Ungesagte ist immer das Wirksamste. Er lässt es zum Tragen kommen – bis ans – bittere – Ende. Dort fängt Zoë Bayer erst an, und führt es zu einem guten Anfang. Auch der Trickfilm ist vertreten: Andrea Schneider bringt liebevoll die Striche in Bewegung.

Zur stillen Beobachtung neigt Adina Renner. Während Julian Gresenz sich fast schon im Kunstfilm bewegt, rückt Noah Bohnert eine versteckte Extase ins Bild. Ares Ceylan gelingt es, eine komplette Dreiecksgeschichte an der Ladenkasse aufzubrechen. Muriel bebildert ihren gehetzten Wortschwall aus Innenwelten. 

All die kleinen Anfänge lassen unterschiedliche Vorlieben, Vorbilder vermuten, die Pate gestanden haben mögen: Der Bogen der diesjährigen Einreichungen reicht von möglichen Einflüssen von Lars von Trier bis DePalma, ein bisschen Mains-Stream vielleicht und viel Trash. Auffallend ist auch, dass dieses Jahr vermehrt Kunst-Hochschülerinnen anderer Städte sich unter den Jungen in Basel einreihen. Auffallend auch, dass viele, die formal experimentieren, über ein immer ausgefeilteres technisches Know-How verfügen, und einen genaueren fotografischen Blick. Alle sind sie auf der Suche nach einer eigenen Sprache. Das ist immerhin schon fast das, was manchen Arrivierten auszeichnet. Und: Das ist noch lange nicht alles. Auch rund um die Musik haben sich wieder viele Bilderträume gesammelt. Sarah Ley lässt sich in eine Italienisch-Klasse zaubern. Thiago Strub folgt zu Dvořák dem Weg der Augenblicke. Evelyn Schellenberg ist Geheimnissen auf der Spur. Daniel Farrèr lässt seine Tänzerin abtanzen, wohin die Musik sie trägt, ähnlich wie David Rieder, den es mit Viola ebenfalls in die Natur zieht. Auch da sind wir auf das Weitere gespannt.

 

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