Gässli mit «Grounding» und Gilles Tschudi eröffnet

Was? Ospel bei der Gässli-Festival-Eröffnung? Nein! Eine erste Auslese der Nachwuchsfilme. Nein. Ospel war nicht wirklich da. Nur fiktional. Zum Startschuss trug Ex-UBS-Boss Marcel Ospel nur das bei, was er noch vermag: Historischer Stoff zu sein, im Film «Grounding», und Anlass zu bieten für eine feine Charakterdarstellung von Gilles Tschudi. Als das Festival von Giacun […]

Gilles Tschudi ist für den Nachwuchs da.

Was? Ospel bei der Gässli-Festival-Eröffnung? Nein! Eine erste Auslese der Nachwuchsfilme.

Nein. Ospel war nicht wirklich da. Nur fiktional. Zum Startschuss trug Ex-UBS-Boss Marcel Ospel nur das bei, was er noch vermag: Historischer Stoff zu sein, im Film «Grounding», und Anlass zu bieten für eine feine Charakterdarstellung von Gilles Tschudi.

Als das Festival von Giacun Caduff eröffnet wurde, war der Fokus dann auch rasch bei Ospels Darsteller. Ein leiser Hauch der grossen Fimwelt wehte ins Gässli. Drei Tage lang sind nun die Nachwuchsfilmer unter sich. Jene, die irgendwo in der Region verankert sind, oder einfach verrückt oder jung genug, um in den Wettbewerb aufgenomen zu werden.

Es darf in Ruhe über Film geredet werden. Am ersten Abend als erste an der Reihe: Die Musik-Videos. Jenes Genre, das am meisten Freiheiten bietet, aber auch verlangt. Die Bandbreite reicht von Heavy Metal ( in «Wegweiser» von Nicolas Sigrist) bis zum gerissenen Rap (wie in «Meine Welt» von Julian Gresenz).

Filmisch richtig interessant wird es dort, wo die Bildwelt eigenständig Freiheiten beansprucht.

Nico Schmied schafft das gleich zwei Mal: In «Mountain of Snow» lässt er einen jungen Mann  im Schnee der Berge nach sich selber suchen. Er taucht ihn in einen eiskalten Schneesee, lässt ihn ein verhängnisvolles Schmuckkästchen findet, flieht mit ihm durch den Schnee mit wiehender Pferdemähne. Bilder, die haften bleiben, aufwendig und stilbewusst. Das weitet unseren Blick wie das Pferdeauge, das gegen den Mann im Anzug geschnitten ist, der in den See schwebt.

Noch souveräner bringt Nico Schmied in «Dolphin Champion» seine Bildwelt auf den Punkt. Das macht ein Musikvideo spannend. Er stellt sich der Musik, indem er sich ihr entgegenstellt, weiterdichtet. Aus einem sterilen Synchronschwimmerinnen-Auftritt wird eine grandiose Liebesschrei, in kühlem Pathos erzählt. «So we will do, what we all do» Das ist schlicht spielt mit den Clichées der Schwimmerinnen und Musiker und führt sie gleichzeitig auch gekonnt zur Musik vor. Ein herrliches Gegensatzpaar: Die Jungs-Band findet sich in der einstudiert, freundlichen Frauenwelt recht schlecht zurecht.

Ganz anders «Earth Shaking» von Benjamin Aellen. Darin slammen Laurin Buser und Sascha F. mit Taktgefühl und Trommelwut durch ihr Kopfweh. Der Poet fasst weltweise die Weltunzufriedenheit zusammen, wie es sich gehört für einen Zwanzigjährigen, während das Bild sparsam an seinen Lippen, Rhythmen, Schatten hängen bleibt. Wer hier den Rapper nicht ehrt ist den Franken nicht wehrt.

Jedem narrativen Beschreibungsversuchen entzieht sich Lisa Greber in «High Tide». In einem wunderbar trashigen Traumbild wenden sich drei Heilige aus einem klassischen Gemälde einer jungen Frau zu, die sich beim Blick in eine Glaskugel einem Straussenkücken gegenübersieht, dass sie wiederum vor dem Zugriff der Heiligen bewahren will.

Brigitte Fässler, die schon beim Basler Filmpreis auffiel, spielt in «Ils sont fous» mit der schwarzen Haut ihres Protagonisten. Bestechend einsichtig verwandelt sie die  Poren seines Gesichts in eine Spiegelhaut, lässt ihn als Echse erscheinen, lässt ihn milchweich zerfliessen, taucht sein Gesicht in die andersfarbige Umgebung, bis es schlafend untergeht, um gleich wieder aufzutauchen. Ein Traum-Flash zwischen Anpassung und Andersartigkeit.

 

 

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