Das Motto der sechsten Staffel von «Game of Thrones» lautet: «The dead are coming». Wer könnte damit gemeint sein? Wir haben da so unsere Vorstellungen.
In «Game of Thrones» wird gestorben. Das ist nicht nur Tatsache, das ist Bedingung. «Game of Thrones» ohne Tote wäre wie «Akte X» ohne Ausserirdische oder «Sex and the City» ohne Neurosen: ziemlich blutleer.
Und für Blut wird in «Game of Thrones» mehr als gesorgt: Tüchtig wird einer nach dem anderen abgemetzelt, ohne Rücksicht auf Status, Sympathie oder Rolle. Das wird bereits gegen Ende der ersten Staffel klar, als Hauptdarsteller, König und Familienoberhaupt Eddard Stark mal eben schnell von einem psychotischen Teenager hingerichtet wird.
Also ehrlich, sagt da der besorgte Netflixer, der an Silbertablett-Serien mit ausgetüftelten Storylines und spannenden Twists gewöhnt ist: Welche Serie köpft seine Hauptfigur nach gerade mal neun Folgen? Kann das gut kommen?
Kann es.
«Game of Thrones» mauserte sich trotz geschlachtetem Protagonisten in Nullkommanix zum Publikumsliebling, gewann unzählige Emmys (26?), einen Golden Globe und die Herzen einer endtreuen Community, die die Pausen zwischen den Staffeln dazu nutzt, mehr («Game of Thrones»-Computerprogramm) oder minder («Game of Thrones»-Nail-Art) sinnvolle Ergänzungen zur Serie zu entwickeln.
Davon haben wir jetzt aber bald wieder etwas Ruhe: Am 24. April kehrt «Game of Thrones» auf den Bildschirm zurück. Während die letzte Staffel ganz unter dem Motto «All men must die» stand und dieses auch vorbildlich umsetzte, heisst es in der neuen Staffel «The real war is between the living and the dead – and make no mistake: the dead are coming»:
Mit der sechsten Staffel kehren also die Toten zurück – wer von den rund 40 gestorbenen Figuren könnte da wohl gemeint sein? Wir hätten ein paar Vorschläge:
1. Jon Snow
(Bild: ©HBO)
Eigentlich waren wir ja überrascht, dass Waschlappen John Snow überhaupt so lange durchhielt. Trotzdem: Als der Kommandant der Night’s Watch Ende der fünften Staffel vom sexiest character alive zum sexiest character dead degradiert wurde – von seinen eigenen Männern! – fanden auch wir das gehörig unwitzig. Was bringt eine Serie, wenn keine soften Hotties mehr vorhanden sind? Das war schon bei «Grey’s Anatomy» keine gute Idee.
Die einzige Lösung ist, dass Jon Snow in der sechsten Staffel von den Toten aufersteht und sie alle mit seiner gnadenlosen Schönheit in den Wahn treibt. Wenn man dem aktuellen Plakat der Serie glauben soll, ist das gar nicht mal so abwegig: John Snow im Grossformat, mit blutendem Auge. Sexiest character undead.
2. Joffrey Baratheon
Dieses Bild mag für Menschen, die «Game of Thrones» nicht kennen, etwas unfreundlich daherkommen:
Für alle, die die Serie gesehen haben, ist es die reinste Wohltat: Joffrey Baratheon, jener Psycho-Teenie, der in der ersten Staffel den König hinrichten liess, ist endlich leidvoll krepiert, vergiftet durch die Grossmutter seiner Verlobten. Sie haben Mitleid? Dann kennen Sie Joffrey Baratheon nicht. Das verwöhnte Inzest-Balg ist nebst John Snow die Figur, die am meisten Gefühlsausbrüche auslöst – allerdings handelt es sich bei Joffrey um blanken Hass. So viel Hass, dass man ganz erstaunt ist, wie stark Fernsehserien einem noch zusetzen können.
Genau deshalb sollte der blonde Teufel auch zurückkehren: Wo der softe Hottie ist, darf der brutale Psychopath nicht weit sein. Altes Serien-Sprichwort. Ok, Joffreys Mutter kommt ziemlich nah an ihren Sohn ran. Aber die ist fast so hot wie Snow, gilt als Hybrid also nicht. Wir wollen wieder hassen. Wir wollen die hässliche Kindervisage des abgrundtief Bösen. Wir wollen Joffrey Baratheon.
3. Catelyn Stark
(Bild: ©HBO)
Catelyn Stark war eine der Figuren, bei der man nicht sehr überrascht war, dass sie ihr Leben lassen musste. Nachdem ihr Ehemann in Staffel 1 durch Joffreys Hand stirbt, mäandert sie eher planlos durch die Serie und ist für den Spannungsbogen von nicht sonderlich hoher Bedeutung. Ihr Tod ist das Aufregendste an der Rolle: Hals aufgeschlitzt an der «Roten Hochzeit», zusammen mit der Hälfte des restlichen Casts, inklusive ihrem Sohn Robb.
Man freute sich, nicht weil Catelyn jetzt tot war, sondern weil einen das Gefühl beschlich, ihre wahre Geschichte würde mit diesem spektakulären Massaker-Tod gerade erst richtig beginnen. Bestärkt wurde die Ahnung durch die eifrig nickenden Hardcore-Fans, die die ganzen Bücher gelesen haben: Hier kommt das starke Mami irgendwann als Superzombie zurück und macht sie alle fertig. Hoffen wir, dass sich die Serie hier für einmal ans Buch hält. Catelyn hätte ein bisschen Action verdient.
4. Ygritte
(Bild: ©HBO)
Mag man sie oder mag man sie nicht. Ygritte polarisiert. Die Frau aus dem Volk der Wildlinge von jenseits der Mauer verliebt sich in Jon Snow (siehe oben) – und der sich in sie. Was nicht gut geht, wie soll es auch, wenn einer den anderen bekämpfen muss?
So kommt es, wie es kommen muss: Ygritte stirbt, weil sie Jon nicht töten kann, als sie soll. Das Zögern kostet sie ihr Leben. Ein dummer, schwacher Tod. Zurückkommen und besser machen!
5. Shireen Baratheon
(Bild: ©HBO)
Uh, heftig! Shireens Tod gehört zum Grausamsten, was «Game of Thrones» hervorgebracht hat: Die Tochter von Stannis Baratheon wird als Opfer für die Götter verbrannt. Nur weil dieser endlich König werden will. Shireens Mutter hängt sich kurz darauf an den nächsten Baum. Stannis hat somit in seinem Machtwahn seine gesamte Familie ausgelöscht – und bringen tuts nichts: Er verliert die entscheidende Schlacht und stirbt am Ende. Wahrscheinlich. Falls nicht, sollte seine Tochter zurückkommen und den Job erledigen.
6. Karsi
(Bild: ©HBO)
Eine sympathische Frau, diese Karsi. Mutter und stark. Kam in nur einer einzigen Folge vor – kaum eingeführt, wird sie von den Weissen Wanderern niedergemetzelt (im Video bei Minute 4). Und das alles nur, um Minuten später als Wiedergängerin zurückzukehren.
Sie ist also gestorben, aber nicht tot. Gut möglich also, dass wir sie wiedersehen. Wär nett, trotz der nun scary blauen Augen.
7. Sandor Clegane
(Bild: ©HBO)
«Kill me!» Das ist das Letzte, was der Zuschauer von Sandor Clegane, besser bekannt als «The Hound» hört. Verwundet liegt er am Boden und verlangt von Arya Stark den Gnadenstoss. Die will aber nicht.
Und so bleiben wir im Ungewissen, ob denn die riesenhafte Kampfmaschine mit dem grossen, aber gut verborgenen Herzen tatsächlich gestorben ist. Oder eben nicht.
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Drehen wir zum Schluss den Spiess um: Auch in Staffel 6 wird wieder gestorben werden. Wer, liebe Leserin, lieber Leser, soll Ihrer Meinung nach das Zeitliche segnen?