Joachim Gauck ist am Freitag als elfter Bundespräsident Deutschlands vereidigt worden. In seiner Antrittsrede rief er zu mehr Mut auf im Kampf gegen Rechtsextremismus.
„Eurer Hass ist unserer Ansporn“, sagte das neue deutsche Staatsoberhaupt bei seiner Vereidigung im Bundestag am Freitag an die Rassisten und Extremisten in Deutschland gerichtet. Er fügte hinzu: „Wir schenken euch auch nicht unsere Angst“. Gauck betonte auch die Bedeutung von Freiheit und Gerechtigkeit.
Der 72-Jährige legte zugleich ein nachdrückliches Bekenntnis zu Europa ab. Gerade in der Krise heisse es: „Wir müssen mehr Europa wagen“, sagte er vor den Abgeordneten und den Vertretern der 16 Bundesländer.
Bundestagspräsident Norbert Lammert hatte Gauck zuvor auf der gemeinsamen Sitzung von Bundestag und Bundesrat im Plenarsaal des Reichstagsgebäudes in Berlin auf das Grundgesetz vereidigt.
Hohe Erwartungen
Gauck ist der erste parteilose Bundespräsident – und der erste, der aus der früheren DDR stammt. Letzteres zeige „den unaufhaltsamen Fortschritt der inneren Einheit unseres Landes“, sagte Lammert in seiner Rede vor den Abgeordneten.
Lammert sprach dabei auch die hohen Erwartungen an den neuen Präsidenten an. An Gauck gewandt sagte er: „Sie werden getragen von einer Woge der Sympathie. Es ist Ihnen zu wünschen, dass dies so bleibt“.
Der Präsident der Länderkammer, Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer, wertete die Wahl Gaucks ebenfalls als „wichtiger Meilenstein“ in der deutschen Geschichte. Dieser stehe „für Mut und Zukunftsoptimismus“, „für Zutrauen statt Misstrauen“.
Wulffs Nachfolger
Nach der Antrittsrede stand ein Empfang des Bundespräsidenten mit militärischen Ehren in seinem Berliner Amtssitz Schloss Bellevue auf dem Programm.
Gauck war am Sonntag von der Bundesversammlung mit überparteilicher Mehrheit gewählt worden. Seine Amtszeit beginnt nicht erst mit dem Amtseid; sie begann offiziell bereits in dem Moment, als er am Sonntag die Wahl angenommen hatte.
Gauck folgt dem zurückgetretenen Bundespräsidenten Christian Wulff im Amt nach. Wulff wohnte Gaucks Vereidigung mit seiner Frau Bettina bei.
Wulff hatte nach wochenlangem Wirbel um Vorgänge aus seiner Zeit als niedersächsischer Ministerpräsident in den Jahren 2003 bis 2010 und vor dem Hintergrund von Ermittlungen der Justiz wegen Vorteilannahme sein Amt niedergelegt.