Rätselraten bei der Schau von Designer Jean Paul Gaultier am Samstagabend bei den Prêt-à-Porter-Schauen in Paris: Ist das da vorne „Kiss“? Täuschend echt wirkten die im Katzenlook der legendären Rockband angemalten Typen, die sich unter den Gästen in der ersten Reihe fläzten. Doch am Ende waren sich alle einig, dass der Franzose Doubles angeheuert hatte.
Um „Lookalikes“, Doppelgänger, drehte sich die ganze Kollektion für Frühjahr/Sommer 2013: Gaultier inszenierte sie als Hommage an die Stars der 1980er-Jahre, die einen Stil geprägt hatten.
Erst schritt ein Grace-Jones-Verschnitt im Abendsmoking über den Laufsteg, dann wurde Madonnas „Like A Virgin“-Look mit Leder, Netztop, Bleistiftröcken und schwarzen Haarschleifen „nachgebaut“. Jane Birkins lässige Oversize-Kleidung kam ebenso zum Zug wie der von Boy George geschaffene Ethno-Tramp oder der Disco-Glitz von Abba.
Eine klare Linie fehlte. Dafür gab es gute Einzelteile für jeden Geschmack, viel Spass im Publikum und eine echte Amanda Lear als Finale. Die Disco-Queen der 1970er-Jahre („Follow Me“) zog den Rock ihrer pinkfarbenen Robe aus und offenbarte immer noch makellose Beine.
Muster einer Teedose entlehnt
Auch Vivienne Westwood mixte in ihren Entwürfen Inspirationsquellen wild durcheinander: Die Aussparungen in vielen Entwürfen waren Käferkörpern nachempfunden, die Silhouette sollte vage an den Maler Diego Velázquez erinnern, Muster hatte die Britin einer chinesischen Teedose entlehnt. Gerissene Säume kontrastierten mit aufwendigen Stickereien, die Entwürfe waren kunstvoll gerafft und dennoch locker.
Viktor & Rolf hatte sich die Hollywood-Stars der 30er Jahre vorgeknöpft. Mit fliessenden langen Röcken, feinen Drapierungen, Satin und Schwarz-Weiss-Kontrasten liess das holländische Designer-Duo den Glamour von Joan Crawford & Co. auf moderne Weise auferstehen.