Die Sozialpartner in der Schweiz haben für 2012 im Rahmen von Gesamtarbeitsverträgen (GAV) Lohnerhöhungen von 1,1 Prozent beschlossen. Wegen des sinkenden Preisniveaus werden die Reallöhne stärker wachsen.
Die Effektivlöhne stiegen damit weniger als im Vorjahr (1,6 Prozent), aber mehr als 2010, als die Löhne nur 0,7 Prozent zulegten, wie das Bundesamt für Statistik (BFS) am Mittwoch bekannt gab. Wird die erwartete Teuerung von -0,4 Prozent berücksichtigt, dürften die Reallöhne im GAV-Bereich dieses Jahr gar um 1,5 Prozent steigen
Wie bereits im Vorjahr wurden die Effektivlöhne im Dienstleistungssektor stärker erhöht als in der Industrie. Der Unterschied (+1,2 Prozent gegenüber +1,0 Prozent) war allerdings kleiner als 2011.
Die höchsten Lohnanpassungen wurden in der Luftfahrt (+3,2 Prozent), bei den Post-, Kurier- und Expressdiensten (+2,4 Prozent) und der Herstellung von Metallerzeugnissen (+2,0 Prozent) verzeichnet.
Die Effektivlöhne im Detailhandel wurden hingegen nur um 0,4 Prozent erhöht, nachdem sie im vergangenen Jahr mit 2,5 Prozent am stärksten gestiegen waren. Gar keine Erhöhungen verzeichneten die Branchen Herstellung von Bekleidung, Herstellung von Holzwaren sowie Heime (ohne Erholungs- und Ferienheime).
Weniger individuelle Lohnerhöhungen
Die Erhöhung der GAV-Löhne von durchschnittlich 1,1 Prozent gliederte sich in 0,7 Prozent generelle und 0,4 Prozent individuelle Lohnerhöhungen. Fast zwei Drittel der Lohnsummen-Erhöhung wurden also gleichmässig für Lohnerhöhungen der betroffenen Personen verwendet. Der Rest steht für individuelle Erhöhungen zur Verfügung.
Damit stieg der Anteil der generellen Anpassungen weiter an, wie das BFS schreibt. Vor zwei Jahren hatte er noch bei 46 Prozent gelegen. Im Dienstleistungssektor ist der Anteil leicht tiefer (60 Prozent) als in der Industrie (67 Prozent).
Stärkere Mindestlohn-Erhöhung als im Vorjahr
Die in den GAV festgelegten Mindestlöhne wurden um 1,4 Prozent erhöht. Das ist deutlich mehr als im Vorjahr, als die Mindestlöhne nur um 0,3 Prozent zulegten. Wie die Effektivlöhne stiegen auch die Mindestlöhne im Dienstleistungssektor stärker als in der Industrie.
Die stärkste Erhöhung verzeichnete die Gastronomie mit 2,9 Prozent. Im Detailhandel und im Gesundheitswesen stiegen die Mindestlöhne hingegen nur um 0,1 Prozent. In einigen Branchen, beispielsweise in der Herstellung von Bekleidung oder im Handel und der Reparatur von Motorfahrzeugen, wurden sie gar nicht erhöht.
Von den Lohnverhandlungen waren insgesamt etwas über eine Million Menschen betroffen. Das BFS berücksichtigte in den Erhebungen alle Gesamtarbeitsverträge, denen mindestens 1500 Personen unterstellt sind.