Nepalesen haben zum Ende der 13-tägigen Trauerzeit gemeinsam für die Erdbeben-Opfer gebetet und Blumen an Tempeln niedergelegt. Im Hinduismus ist der 13. Tag nach dem Tod besonders wichtig, dann erreicht dem Glauben zufolge die vom Körper gelöste Seele den Himmel.
Damit enden die Trauerrituale, und die Angehörigen des Toten nehmen wieder am alltäglichen Leben teil. Bei dem Himalaya-Erdbeben am Samstag vor fast zwei Wochen starben nach Angaben vom Donnerstag mindestens 7800 Menschen, 7700 davon in Nepal.
Am Pashupatinath, dem wichtigsten Tempel in der Hauptstadt Kathmandu, versammelten sich Tausende Menschen zum Morgengebet, wie der dortige Priester Krishna Ghimire sagte. Auch zu den Überresten des Dharahara-Turms, der einst neun Stockwerke in die Höhe ragte, strömten viele Stadtbewohner.
An dem symbolisch wichtigen Ort, der schon einmal nach einem Erdbeben wieder aufgebaut wurde, begingen sie eine Schweigeminute. Dann legten sie Blumensträusse, Seidentücher und Räucherstäbchen an den Trümmern nieder.
Kein Salz und keine Musik
Lokale Berühmtheiten wie Schauspieler und Musiker schlossen sich einem Trauerzug an, der zum Kasthamandap-Tempel führte. Kathmandu wurde dem Volksmund zufolge nach diesem jahrhundertealten Tempel benannt – nach dem Erdbeben sind nur noch Steine und Holzbalken übrig.
Viele der Trauernden trugen Weiss, die Farbe der Beerdigungen und Toten-Rituale im Hinduismus. Söhne, deren Väter ums Leben kamen, liessen sich den Kopf rasieren.
Viele Angehörige veröffentlichten Traueranzeigen in lokalen Zeitungen, oft mit Bildern der Toten. Während der Trauerzeit essen die Familienmitglieder kein Salz, berühren niemanden ausserhalb der Familie und nehmen nicht an Musikveranstaltungen teil.
256’000 Häuser zerstört
Bei dem Erdbeben der Stärke 7,8 wurden in Nepal wohl doppelt so viele Häuser zerstört wie zunächst gedacht. Rund 256’000 Häuser seien zerstört, teilte das UNO-Büro für Katastrophenhilfe (OCHA) in der Nacht zum Donnerstag mit.
Weitere 213’000 Häuser seien schwer beschädigt. Vor allem die Stein- und Lehmhäuser in den Bergen hätten dem Beben der Stärke 7,8 nicht standgehalten. Etwa ein Viertel der 31 Millionen Einwohner Nepals ist nach UNO-Schätzungen von dem Beben betroffen.
Bislang wurden nach offiziellen Angaben rund 18’000 Tonnen an Lebensmitteln wie etwa Reis, Zucker, Salz, Bohnen und Linsen verteilt. Lokale Journalisten berichten aber, dass viele Hilfslieferungen an den Flughäfen lägen, weil es zu wenige Helikopter und zu wenige bergerfahrene Piloten gebe, um die Lieferungen zu verteilen.
Weitere von Erdrutschen verschüttete Strassen konnten laut lokalen Medien mittlerweile freigeräumt werden. So sei der Araniko Highway, der von der Hauptstadt Kathmandu gen Osten führt, nun einspurig befahrbar, berichtete die Zeitung «Kantipur» online. China hilft demnach bei den Räum- und Reparaturarbeiten.