Die Aufseher der überfüllten Genfer Strafanstalt Champ-Dollon wollen unter den aktuellen Umständen nicht mehr weiterarbeiten. Sie traten am Donnerstag über den Mittag für zwei Stunden in einen Warnstreik.
Die Überbelegung des Gefängnisses Champ-Dollon und die personelle Unterdotierung seien nicht mehr zumutbar, sagte Christian Antonietti, Präsident der Gewerkschaft der Polizei und Gefängnisaufseher (UPCP). Seit den Aufständen im Februar, die mehrere Verletzte gefordert hatten, sei die Situation explosiv geblieben, so Antonietti.
Die UPCD hatte dem Vorsteher des Genfer Sicherheitsdepartementes, Regierungsrat Pierre Maudet, bis Ende März ein Ultimatum gestellt. So forderten die Gefängnisaufseher, dass entweder mehr Personal angestellt oder weniger Häftlinge in Champ-Dollon untergebracht werden.
Derzeit stehen in der Regel 342 Wärter 840 bis 860 Inhaftierten gegenüber. Dies entspricht einem Verhältnis von 0,42 Wärtern pro Häftling. Die UPC verlangt einen Quotienten von 0,49 Prozent, um den gesetzlichen Anforderungen zu genügen.
85 Wachmänner zu wenig
Unter den derzeitigen Umständen fehlten also 85 Wachmänner, sagte Antonietti. Es brauche politische Entscheide, um Lösungen zu finden.
Weil sämtliche Verhandlungsbemühen mit der Regierung bisher aber scheiterten, trat ein Teil des Gefängnispersonals am Donnerstag von 12.00 Uhr bis 14.00 Uhr in den Streik. Sämtliche Ateliers, die Waschküche sowie Besuche wurden eingestellt.
Mittagessen trotzdem serviert
Auf das Mittagessen mussten die Häftlinge aber trotz des Streiks nicht verzichten, denn dieses wird bereits vor 12.00 Uhr serviert. Ausserdem wurde auch während des Streiks ein Minimum an Diensten aufrechterhalten, um die Sicherheit zu gewährleisten und Ausbrüche zu verhindern. Auch die Feuerwehr war in Bereitschaft.
Für Freitagnachmittag ist eine Zusammenkunft zwischen dem Personal und dem Sicherheitsdepartement geplant. Anschliessend will die Gewerkschaft über allfällige weitere Aktionen entscheiden.