Gefängnisdirektor in der Waadt wirft nach Ausbrüchen das Handtuch

Der Direktor der Waadtländer Strafanstalt La Croisée wirft das Handtuch. Nach zwei Gefängisausbrüchen im Juli und Oktober reichte Martin Lachat bei Regierungsrätin Béatrice Métraux seinen sofortigen Rücktritt ein. Diese nahm die Demission an.

Das Gefängnis in Orbe VD braucht einen neuen Direktor (Archiv) (Bild: sda)

Der Direktor der Waadtländer Strafanstalt La Croisée wirft das Handtuch. Nach zwei Gefängisausbrüchen im Juli und Oktober reichte Martin Lachat bei Regierungsrätin Béatrice Métraux seinen sofortigen Rücktritt ein. Diese nahm die Demission an.

Der Direktor der Strafanstalt du Bois-Mermet, Urs Hausammann, wird die Gefängnisleitung ad interim übernehmen, bis ein neuer Direktor ernannt ist, wie das Departement von Métraux am Freitag mitteilte.

Das Gefängnis La Croisée in Orbe machte mit zwei grossen Häftlingsausbrüchen im Juli und Oktober Schlagzeilen. Es zählt zurzeit 250 Häftlinge, obwohl es nur für 180 Platz hat.

Sicherheitslücken

Es gab zudem gravierende Lücken im Sicherheitssystem und personelles Versagen. Einem Gefängnismitarbeiter wurde Ende Oktober fristlos gekündigt. Er hatte die Infrarot-Kameras in einem Sektor ausgeschaltet, um zu verhindern, dass vorbeigehende Kühe das Alarmsystem auslösten – was regelmässig vorgekommen war.

Nach dem ersten Häftlingsausbruch wurden zusätzliche Sicherheitsmassnahmen ergriffen: Der Zaun rund ums Gefängnis wurde verstärkt, die Flachdächer mit Stacheldraht gesichert, zusätzliche Infrarot-Kameras montiert und die vorhandenen Kameras besser ausgerichtet, so dass keine toten Winkel mehr existieren.

Trotzdem gelang es im Oktober sechs Männern erneut, aus dem Gefängnis zu türmen. Darauf zog die zuständige Regierungsrätin Métraux weitere Konsequenzen und gab ein Audit in Auftrag, das die interne und externe Sicherheit prüfen wird. Ausserdem wurde eine Strafuntersuchung eröffnet.

Bereits klar ist, dass das Gefängnispersonal aufgestockt werden soll. Für nächsten Frühling ist zudem die Vergrösserung des Gefängnisses um 81 neue Zellen für Untersuchungshäftlinge geplant.

Flucht in Gruppen

Grund für das Audit war die Flucht von sechs Männern in der Nacht vom 20. auf den 21. Oktober. Sie waren in drei unterschiedlichen Zellen untergebracht. Ihnen gelang es, die verriegelten Türen mit aus Löffeln und Messern gebasteltem Werkzeug zu öffnen.

Schliesslich verschafften sich die Häftlinge Zutritt zu Büros mit nicht vergitterten Fenstern, von denen aus sie nach draussen gelangten. Im Gegensatz zum Ausbruch von fünf Häftlingen am 30. Juli funktionierten dieses Mal wenigstens die externen Sicherheitssysteme des Gefängnisses.

Als die Flüchtenden auf dem Parkplatz waren, wurde ein Alarm ausgelöst. Vier der sechs Geflüchteten wurden im Morgengrauen bei Suchy VD festgenommen.

Im Juli war es fünf Häftlingen gelungen, mit ihrem Besteck ein Loch in die bröckelige Decke zu bohren und so aufs Dach zu klettern. Von dort gelangten sie problemlos auf tiefer gelegene Gebäude. Nach Sprüngen von Dach zu Dach erreichten sie den Mitarbeiterparkplatz und waren damit in Freiheit.

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