Knapp 100 Personen haben am Dienstag in der Stadt Luzern verstorbener Asylbewerber gedacht und für mehr Solidarität mit Menschen auf der Flucht demonstriert. Anlass der Kundgebung war der Suizid eines Nothilfebezügers im Juli, der eine Woche unentdeckt geblieben war.
Die bewilligte Kundgebung fand unter dem Titel «Solidarität ohne Grenzen» am Nachmittag auf der Bahnhofstrasse vor dem Luzerner Regierungsgebäude statt. Mit Konzerten, Reden und Transparenten wie «Flucht ist kein Verbrechen», «Flüchtlinge sind Willkommen» und «Grenzen öffnen» forderten die Teilnehmer eine liberalere Asyl- und Flüchtlingspolitik.
Den Menschen müsse in der Schweiz ein Leben in Würde garantiert werden, teilten die Organisatoren mit. Solche, die jahrelang in Nothilfe gelebt hätten, müssten erleichtert eine Aufenthaltsbewilligung erhalten, lautete eine der Forderungen.
Anlass für die Kundgebung waren laut den Organisatoren mehrere Suizide respektive Suizidversuche in Luzern von Menschen in Nothilfe. Im Juli war in einer Notunterkunft in der Stadt Luzern die Leiche eines abgewiesenen Asylbewerbers rund eine Woche unentdeckt geblieben.
Der Mann mittleren Alters beging Mitte Juli in seinem Einzelzimmer Suizid, wo er rund sieben Jahre gelebt hatte. Mitbewohner entdeckten den Toten wegen des Verwesungsgeruchs. Vor der Tat hatte sich der Mann bei den Betreuern für ein bis zwei Wochen abgemeldet.
Die Kundgebungsorganisatoren monierten in einem offenen Brief an die Luzerner Regierung «menschenverachtende Zustände» in der Nothilfe. In einem Antwortschreiben hielt der Luzerner Gesundheits- und Sozialdirektor Guido Graf fest, dass sich Luzern bei der Nothilfe an die Empfehlungen der kantonalen Sozialdirektoren halte. Der Umfang der Nothilfe für sich illegal in der Schweiz aufhaltende Personen sei bewusst tief gehalten, um keinen Anreiz zum weiteren Verbleib im Land zu schaffen.