YB – Basel ist am Samstag ein Schlagerspiel, aber nicht der erhoffte Spitzenkampf. In den Basler Meistersaisons seit 2007/08 war die Differenz zwischen YB und Basel nach 16 Runden nie so gross.
So sehr man in Bern auch versucht, den Abstand zum besten Schweizer Klub zu verringern und selber einmal Meister zu werden, wird der Unterschied schier von Jahr zu Jahr grösser.
In der laufenden Spielzeit sind die Young Boys in Auswärtsspielen zu schwach, als dass sie den Baslern mit deren 14 Siegen (und zwei Unentschieden) in 16 Spielen Paroli bieten könnten. Die zwei Auswärtssiege zum Saisonbeginn in St. Gallen und letzten Sonntag in Lausanne sind bei weitem zu wenig.
Erinnerungen an 2010
In der Saison 2007/2008 begannen die Basler ihre unvergleichliche Razzia mit acht Meistertiteln in neun Jahren, zuletzt sieben ohne Unterbruch. In dieser Zeit brachten es die Young Boys ein einziges Mal fertig, nach 16 Runden vor dem Dauerrivalen zu liegen. In jener Saison 2009/2010 führten sie mit 35:31 Punkten, in der Endabrechnung hatten die Basler um drei Punkte die Nase vorne. So nahe am Ziel wie damals unter Trainer Vladimir Petkovic waren die Berner seither nie mehr. Der Showdown fand am 16. Mai in Bern statt. YB und Basel brachten je 77 Punkte mit. Aufgrund der Torverhältnisse reichte den Gästen ein Unentschieden, während YB einen Sieg benötigte, um erstmals seit 24 Jahren Meister zu werden. Der Match im ausverkauften Stade de Suisse war spannungslos. Valentin Stocker nach 39 und Scott Chipperfield nach 61 Minuten liessen mit ihren Toren alle gelbschwarzen Träume platzen. Am Schluss stand es 0:2. Nur drei Spieler aus jener Partie sind heute noch für die beiden Mannschaften tätig: Scott Sutter und Marco Wölfli (als Ersatzgoalie) bei YB, Überläufer Seydou Doumbia bei Basel. Xherdan Shaqiri spielte damals als linker Verteidiger.
Seither sind die Unterschiede im Leistungsvermögen tendenziell grösser geworden. Die Basler hatten die Berner vor einem Jahr nach 16 Runden um 12 Punkte abgehängt, diesmal sind es sogar 15 Punkte. So weit weg vom Fenster waren die Berner noch nie. Zwei Faktoren haben die Schere auseinandergehen lassen. Zum einen stagniert YB seit Jahren. Die derzeit 29 Punkte sind zwar der drittbeste Wert in der betrachteten Zeit, es ist aber nur ein durchschnittlich guter Wert. Die Punktzahlen nach jeweils 16 Runden reichen mit einer Ausnahme von 25 bis 35. Andererseits dominiert der FC Basel in der Liga deutlicher als je zuvor. Die 44 Punkte bedeuten einen einsamen Rekord. Die zweithöchste Punktzahl (37) datiert aus der vergangenen Saison. Für Basel hält der Trend seit nunmehr fünf Saisons an. Die Steigerung in dieser Zeit: 30, 31, 35, 37, 44 Punkte. Bei 48 Punkten werden die Basler beim Maximum ankommen.
«Ein Zeichen setzen»
YB-Trainer Adi Hütter ist weit davon entfernt, dem Spiel am Samstag eine höhere Bedeutung beizumessen. «Die Bilanz des FC Basel spricht Bände», sagte der Österreicher. «Aber wir wollen die erste Mannschaft sein, die Basel schlägt. Damit könnten wir immerhin ein Zeichen setzen.» Auf die zuletzt wieder torreich gewordenen Spiele der Young Boys angesprochen, sagt Hütter: «Ich sehe es lieber, wenn wir 4:3 gewinnen als 1:0. Die Fans haben einfach mehr davon.»
Basels Trainer Urs Fischer zollt den Young Boys jeden Respekt: «YB hat Qualität, ist in einer guten Verfassung und stabil. Ich rechne damit, dass die Tagesform und Details entscheiden werden.» Fischer relativiert den 3:0-Sieg seiner Mannschaft im Hinspiel: «Es war ein zu klares Resultat. In der ersten Halbzeit war YB besser.»
Die Spiele vom Samstag in der Übersicht
Luzern – Vaduz (erste Direktbegegnung der Saison 2016/17: 3:1). – Samstag, 17.45 Uhr. – SR Tschudi. – Absenzen: Haas (verletzt); Göppel (krank), Grippo, Janjatovic (beide verletzt), Felfel, Siegrist und Konrad (alle rekonvaleszent). – Fraglich: Marco Schneuwly (krank); -. – Statistik: Um den Schwung aus dem 5:1-Sieg gegen Lugano zu nutzen, müssen sich die Vaduzer bei einer Mannschaft behaupten, die erstklassig in Form ist. Nach der Serie von drei Niederlagen bis Mitte Oktober holten die Luzerner 13 Punkte aus fünf Spielen. Nur beim spektakulären 2:2 gegen YB gaben sie Punkte ab. Auch die Direktbegegnungen sprechen ausschliesslich für das Team von Trainer Markus Babbel. Von den elf Spielen seit April 2009 gingen acht für den FCL aus, die übrigen drei endeten unentschieden. Ein paar Siege der Luzerner kamen allerdings in umstrittenen Spielen zustande.
Young Boys – Basel (0:3). – Samstag, 20.00 Uhr. – SR Lechner (AUT). – Absenzen: Sanogo (gesperrt), Joss, Wüthrich und Rochat (alle verletzt); Janko (gesperrt), Bua und Kutesa (beide verletzt). Fraglich: Kubo, Zakaria; -. – Statistik: In diesem ewigen Rivalentum mit meist grossen Leistungsunterschieden müssen die Young Boys am Samstagabend für alle andern Super-League-Klubs eine Lanze brechen. Der FCB ist mit 14 Siegen und 2 Unentschieden auch nach 16 Runden ungeschlagen. Wer, wenn nicht die Young Boys im eigenen Stadion sollen den Baslern die erste und womöglich einzige Niederlage der Saison beibringen? Es geht an sich nicht mehr um Punkte im Meisterrennen. Es geht für die Young Boys um die Ehre und darum, allen anderen Mannschaften zu zeigen, dass man nicht PSG oder Arsenal heissen muss, um die Basler an einem guten Tag zu besiegen. Die Chance, die Sion letzten Sonntag daheim gegen Basel nicht wahrnahm, muss jetzt YB nutzen. Die Berner gewannen immerhin zwei ihrer letzten drei Heimspiele gegen Basel.
Rangliste: 1. Basel 16/44 (47:12). 2. Young Boys 16/29 (36:21). 3. Sion 16/26 (34:28). 4. Luzern 16/26 (32:30). 5. Grasshoppers 16/18 (24:31). 6. St. Gallen 16/18 (18:25). 7. Lausanne-Sport 16/17 (28:31). 8. Lugano 16/16 (22:34). 9. Thun 16/15 (20:30). 10. Vaduz 16/15 (20:39).