Gehirnerkrankungen kosten jährlich fast 20 Milliarden Franken

Psychische und neurologische Krankheiten verursachen in der Schweiz jedes Jahr Kosten von 17,5 Milliarden Franken. Zu diesem Schluss kommt eine Studie von Schweizer Forschern, die am Mittwoch im Fachblatt „Swiss Medical Weekly“ veröffentlicht wurde.

Gehirnerkrankungen verursachen in der Schweiz jährliche Kosten von knapp 20 Milliarden Franken (Bild: sda)

Psychische und neurologische Krankheiten verursachen in der Schweiz jedes Jahr Kosten von 17,5 Milliarden Franken. Zu diesem Schluss kommt eine Studie von Schweizer Forschern, die am Mittwoch im Fachblatt „Swiss Medical Weekly“ veröffentlicht wurde.

Pro Einwohner kosten diese Gehirnerkrankungen somit etwa 2600 Franken pro Jahr. Damit liegt die Schweiz im europäischen Vergleich an siebter Stelle, direkt hinter Deutschland, erklärte Erstautor Andreas Maercker vom Psychologischen Institut der Universität Zürich (UZH) in einer Mitteilung der Hochschule.

Gemäss der neuen Studie der Universitäten Zürich, Lausanne und Genf sind die teuersten Krankheiten die depressiven Störungen mit 2,5 Milliarden Franken, gefolgt von Psychosen beziehungsweise den Demenz-Erkrankungen mit jeweils rund 2 Milliarden Franken Kosten.

Kopfschmerzen und Migräne am häufigsten

Am häufigsten unter den Gehirnkrankheiten sind Kopfschmerzen und Migräne, schreibt die UZH. Rund 30 Prozent der Gesamtbevölkerung oder 2,3 Millionen Personen leiden darunter. Sie verursachen Kosten von knapp 1 Milliarde Franken.

Zwölf Prozent oder eine Millionen Personen haben Angststörungen, 8,5 Prozent oder 700’000 Personen leiden unter diagnostizierbaren Schlafstörungen. 6 Prozent der Bevölkerung oder 500’000 Personen haben depressive Störungen. Die Zahlen wurden im Rahmen der europäischen Studie „Cost of Disorders of the Brain in Europe“ erhoben.

„Gesundheitspolitik und Öffentlichkeit beachten noch zu wenig, dass Gehirnerkrankungen zusammen mit den Herz-Kreislauf-Krankheiten zu den teuersten Krankheiten zählen“, zitiert die Mitteilung Maercker. Er erwartet, dass Gehirnkrankheiten in den nächsten Jahren zu den teuersten Gesundheitsproblemen überhaupt avancieren werden.

Indirekte Kosten machen 40 Prozent aus

Maercker und Kollegen haben nicht nur die direkten Kosten für Therapie und Medikamente, sondern auch die indirekten Folgekosten durch Arbeitsausfall oder Frühpensionierung analysiert. Demnach machen die indirekten Kosten rund 40 Prozent der Gesamtkosten aus. Die höchsten direkten Kosten erzeugen die Hirntumore mit 230 Millionen Franken.

Auf den einzelnen Patienten bezogen sind neuromuskuläre Krankheiten wie Muskelschwäche mit 46’000 Franken pro Jahr am teuersten. Es folgen 35’000 Franken für einen Hirntumor-Patienten und 29’000 Franken für einen Patienten mit Multipler Sklerose.

Kosten steigen

Im Vergleich zur Voruntersuchung 2005 sind die Kosten von 10 auf 17,5 Milliarden Franken gestiegen. Laut den Wissenschaftlern erklärt sich ein Teil des Unterschieds durch abweichende Schätzungsgrundlagen, da die Krankheitsdefinition von Kopfschmerz ausgeweitet wurde und neue Störungsbilder hinzu kamen.

Die Kosten steigen aber auch, weil in einer alternden Gesellschaft die Demenzkrankheiten zunehmen und die Behandlungskosten einiger Krankheiten markant angestiegen sind: Bei Schlaganfällen etwa haben sie sich um das zweieinhalbfache, bei traumatischen Hirnverletzungen sogar um das achtfache erhöht.

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