Mit einem Sturm auf die Gasförderanlage In Amenas hat die algerische Armee am Samstag die Geiselnahme durch islamische Fundamentalisten beendet. Elf Terroristen starben dabei, sieben Geiseln sind tot.
Bei der mehrtägigen Geiselnahme wurden nach vorläufigen offiziellen Angaben insgesamt 23 Geiseln und 32 Entführer getötet. Das teilte das algerische Innenministerium am Samstagabend in der Hauptstadt Algier mit.
Den algerischen Sicherheitskräften sei es gelungen, 685 algerische Angestellte der Anlage zu befreien sowie 107 Ausländer. Bereits beim ersten Angriff auf die Geiselnehmer wurden laut Regierung in Algier zwölf algerische und ausländische Geiseln getötet.
Die schwer bewaffneten islamisch-fundamentalistischen Angreifer hatten die Anlage am Mittwoch besetzt. Am Donnerstag griff das Militär die Islamisten an. Nach Informationen der algerischen Zeitung „Al-Watan“ sollen die Entführer am Samstag begonnen haben, die Geiseln zu töten.
Für die sieben Ausländer – drei Belgier, zwei US-Amerikaner, ein Brite und ein Japaner – kam der Armee-Einsatz zu spät. Nach Angaben des Eidg. Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA) in Bern waren keine Schweizer Bürger von der Geiselnahme betroffen.
Briten vermisst
Fünf Briten sind entweder tot oder ihr Aufenthaltsort ist unbekannt. Das erklärte Aussenminister William Hague in London, ohne nähere Details zu nennen.
Laut algerischem Radio hatten die Entführer am Samstag versucht, einen Teil der Gasförderanlage im Südosten des Landes, nahe der Grenze zu Libyen, in Brand zu setzen. Die Anlage soll nun nach Minen abgesucht werden.
Armee verteidigt Vorgehen
Die Armee verteidigte ihr umstrittenes Vorgehen. „Der Einsatz ist die Antwort auf eine Entscheidung der Terroristen gewesen, alle Geiseln zu töten und ein wahres Massaker anzurichten“, zitierte die Tageszeitung „Al-Khabar“ einen Armeesprecher.
Frankreichs Präsident François Hollande sieht sich durch das blutige Geiseldrama im Kampf gegen den Terrorismus bestärkt. Er verurteilte den Tod der Geiseln am Samstag als feigen Mord.
USA sagen der Kaida den Kampf an
US-Verteidigungsminister Leon Panetta versicherte am Samstag in einem Interview mit dem britischen Sender BBC, die USA würden „alle nötigen Schritte“ zum Schutz ihrer Bürger treffen. „Al-Kaida muss wissen, dass es keinen Fluchtpunkt gibt – in Algerien, Mali oder sonstwo. Wir werden keine Verstecke zulassen, von wo aus solche terroristischen Akte ausgeführt werden können“, sagte Panetta.
Nach Informationen der algerischen Agentur APS verfügen die Terroristen von In Amenas über Raketenwerfer und Maschinengewehre. Sie forderten ein Ende der französischen Militärintervention gegen die islamisch-fundamentalistischen Rebellen im benachbarten Mali.
Die von ihnen besetzte Gasförderanlage In Amenas wird vom britischen Energiekonzern BP, dem norwegischen Ölkonzern Statoil und dem algerischen Staatsunternehmen Sonatrach betriebenen.