Israel trauert um Rabbi Ovadia Josef. Das Oberhaupt der Schas-Partei und der spirituelle Führer der orientalischen Juden ist am Montag im Alter von 93 Jahren verstorben, wie der behandelnde Arzt, Professor Dan Gilon, im Hadassah-Spital in Jerusalem mitteilte.
Der mit ihm befreundete Staatspräsident Schimon Peres war nach Berichten über Ovadia Josefs bevorstehenden Tod in die Klinik geeilt. Zahlreiche Angehörige und Anhänger des Rabbiners drängten sich in dessen letzten Stunden im Spital. Gemeinsam mit religiösen Juden im ganzen Land hatten sie bis zuletzt inständig für seine Gesundheit gebetet.
Der 1920 in Bagdad geborene Rabbi hatte sich als jüdischer Religionsgelehrter einen Namen gemacht. In den vergangenen Jahrzehnten galt er als sehr einflussreich in der israelischen Politik. Seine strengreligiöse Schas-Partei, gegenwärtig in der Opposition, war oft Zünglein an der Waage bei der Regierungsbildung.
Netanjahu lobt Verstorbenen
Zu Beginn des Friedensprozesses vor 20 Jahren unterstützte er zunächst einen Frieden mit den Palästinensern, später sorgte Ovadia Josef jedoch mit umstrittenen Äusserungen, unter anderem über Araber, für Empörung.
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu äusserte «tiefe Trauer» über den Tod des Religionsführers. Er sei «einer der grössten Gelehrten unserer Generation» gewesen.
«Er war durchdrungen von Liebe für die Tora und das Volk», sagte Netanjahu nach Angaben seines Büros. Die Gespräche mit dem Rabbi seien für ihn immer sehr lehrreich gewesen.