Geizige Firmen untergraben Japans Inflationspläne

Die japanische Regierung kann im Kampf gegen die Deflation keine grosse Unterstützung der Unternehmen erwarten. Nennenswerte Einkommenssteigerungen zeichnen sich nicht ab.

Japanische Unternehmen wollen die Löhne nicht anheben (Archiv) (Bild: sda)

Die japanische Regierung kann im Kampf gegen die Deflation keine grosse Unterstützung der Unternehmen erwarten. Nennenswerte Einkommenssteigerungen zeichnen sich nicht ab.

Im Gegenteil: In einer Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters kündigten 85 Prozent der Firmen an, im kommenden Geschäftsjahr die Löhne nicht anzuheben oder sogar zu senken. Das erschwert die Aufgabe für Ministerpräsident Shinzo Abe und die Notenbank, Japan aus der lähmenden Deflation zu führen und so das Wirtschaftswachstum anzukurbeln.

Denn wenn die Einkommen der Konsumenten nicht steigen, steht Japan möglicherweise vor einer sogenannten „schlechten Inflation“, die auf höhere Einfuhrpreise wegen der schwächeren Landeswährung Yen zurückgeht. Eine solche Entwicklung würde das Wachstum dämpfen statt es anzukurbeln.

Die Bank von Japan hatte erst im Januar unter dem Druck der Regierung ihr Inflationsziel auf zwei Prozent verdoppelt und den Geldhahn so weit aufgedreht wie keine andere grössere Notenbank weltweit. Seit dem Amtsantritt der Regierung Abe im Dezember hat der Yen kräftig an Wert verloren.

Durchschnittslohn von knapp 3100 Franken im Monat

Das kommt den Exportfirmen des Landes zugute, die auf höhere Gewinne setzen können und zuletzt ihre Prognosen angehoben haben. Doch die Unternehmen zeigen sich störrisch, wenn es um ihren Beitrag zur Rückkehr der Inflation geht, obwohl Abe sie unverhohlen darum gebeten hatte.

Seit 1998 gehen die Durchschnittslöhne in Japan zurück, wie aus Daten der Nationalen Steueragentur hervorgeht. 2012 verdienten die Japaner mit durchschnittlich 314’236 Yen (rund 3100 Fr.) im Monat so wenig wie noch nie seit Beginn der Statistik 1990.

Damit gaben die Löhne stärker nach als die Konsumentenpreise: Der Lohnrückgang seit 1997 beträgt 12,2 Prozent, die Lebenshaltungskosten verbilligten sich in dieser Zeit nur um 3,6 Prozent.

Die Nachfrage zieht nicht an

Viele japanische Unternehmen haben die Löhne gekürzt, um Massenentlassungen zu vermeiden. Sie kämpfen um Marktanteile in einem schrumpfenden Binnenmarkt und halten sich auch in guten Zeiten mit Lohnerhöhungen zurück.

Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, brauchen die Firmen eine begründete Hoffnung, dass die heimische Nachfrage nach Jahren der Rezession endlich wieder in Schwung kommt.

„Damit die Löhne steigen können, muss die Nachfrage steigen, so einfach ist das“, sagte Unternehmensberater Naohiro Muta. „Das Problem ist, dass es zwar Wachstumsbranchen in Japan gibt wie E-Commerce, aber der Kuchen insgesamt nicht grösser wird.“

Entsprechend skeptisch sind die japanischen Unternehmen auch, was das Ende der Deflation angeht. Nur 44 Prozent gehen davon aus, dass die Preise vom kommenden Jahr an wieder anziehen, 27 Prozent halten einen Anstieg ab 2015 für möglich, 18 Prozent sogar erst ab 2016.

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