Geliebte Filmbestien: 7 Meilensteine des Dinosaurierfilms

Jurassic Park kehrt mit einem vierten Film in die Kinos zurück. Eine perfekte Gelegenheit, die Evolution der schrecklichen Echsen auf der Leinwand unter die Lupe zu nehmen. Dinosaurier üben seit der Entdeckung erster Fossilien eine Faszination auf uns Menschen aus. So gross und furchterregend ihre prominentesten Vertreter auch gewesen sein mögen, sie bieten eine perfekte […]

Unheimliche Begegnung der bissigen Art.

Jurassic Park kehrt mit einem vierten Film in die Kinos zurück. Eine perfekte Gelegenheit, die Evolution der schrecklichen Echsen auf der Leinwand unter die Lupe zu nehmen.

Dinosaurier üben seit der Entdeckung erster Fossilien eine Faszination auf uns Menschen aus. So gross und furchterregend ihre prominentesten Vertreter auch gewesen sein mögen, sie bieten eine perfekte Projektionsfläche für unsere Fantasie. Da die einzigen Dinosaurier, die wir jemals lebendig zu Gesicht bekommen werden, unsere heutigen Vögel sind, bleibt nichts anderes übrig, als sich der Vorstellungskraft zu bedienen, um die Skelette im Museum lebendig zu machen.

Triumphzug durch die Popkultur

Zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert wurden Dinosaurier 1854 im Crystal Palace Park in London. Benjamin Waterhouse Hawkins, ein Bildhauer, und der Paläontologe Richard Owen entwarfen zusammen 15 Statuen ausgestorbener Tiere, einige davon Dinosaurier. Mittlerweile sind die Modelle veraltet. Wir wissen, dass die Kolosse nicht schwerfällig gewesen sind und ihre Schwänze nicht am Boden hinter sich herzogen. Fossilienfunde aus China lassen vermuten, dass einige Tyrannosaurus-Arten Bibo aus der Sesamstrasse wohl ähnlicher gesehen haben als einer Echse. Diese «Entzauberung» tut der Beliebtheit der Dinos aber keinen Abbruch.

Die Ausstellung im Crystal Palace Park markierte den Beginn einer bis heute anhaltenden Begeisterung der Popkultur mit Dinosauriern. In vielen Ländern gehören sie zum nationalen Gut, Japan hat seinen Godzilla, sieben Bundesstaaten der USA haben ihren eigenen Dinosaurier als offizielles Wahrzeichen.

Romane in der Tradition von Jules Vernes «Reise zum Mittelpunkt der Erde» und Sir Arthur Conan Doyles «Die Verlorene Welt» zementierten das Bild des Paläontologen als Symbol für Freiheit und Abenteuer. Die Dinosaurier eroberten den Spielzeugmarkt, Videospiele, Comicregale und Kleiderläden. In keinem anderen Medium jedoch konnten sie die Menschen so fesseln wie im Film. Dort gelang es, was der Literatur unmöglich ist: Die Illusion, uns den Dinosaurier als lebendiges, atmendes, greifbares Wesen erscheinen zu lassen.

Wie sich auch das Bild in der Wissenschaft ständig geändert hat, so durchlebten auch die Dinos auf der Leinwand eine Art Evolution.

1. «Gertie The Dinosaur» (1914)

Winsor McKay arbeitete zwei Jahre lang an diesem Video. Es ist einer der ersten Trickfilme überhaupt und besteht aus rund 10’000 einzelnen Zeichnungen. Diese wurden Bild für Bild abfotografiert und aneinandergereiht. Wir sehen, wie Gertie, die Dinosaurierdame, einem dressierten Elefanten gleich Tricks vorführt. Ursprünglich diente die knapp sechsminütige Animation als Material in McKays Vaudeville-Theaterauftritten. Auf einer Leinwand wurde der Film abgespielt, und McKay selbst gab die Befehle an Gertie. Das Publikum konnte also quasi «live» einen Dinosaurierdompteur in Aktion sehen. Später fügte McKay dem Trickfilm eine Rahmenhandlung hinzu, aus der die zwischen den Szenen eingeblendeten schwarzen Tafeln stammen.

2. «The Lost World» (1925)

Dieser Stummfilm ist die erste filmische Adaption von Sir Arthur Conan Doyles Klassiker «Die verlorene Welt». Die Dinosaurier wurden mithilfe der sogenannten Stop-Motion-Technik zum Leben erweckt, bei der eine modellierte und mit hautähnlichem Material überspannte Puppe wiederholt gefilmt wird. Bei den verschiedenen Einstellungen verändert sich die Körperhaltung jeweils minimal. Ist der Bewegungsablauf beendet, lässt man die Filmsequenz mit erhöhter Geschwindigkeit abspielen um die Bewegung in Echtzeit zu simulieren. Die Detailtreue, wie die Dinosaurier animiert sind, macht den Film heute noch zu einem beeindruckenden Schauspiel. In einer Szene kräuselt ein Brontosaurier die Lippen als Reaktion auf einen umfallenden Baum. In einer anderen bringt ein Triceratops seinen Nachwuchs mit sanften Nasenstupsern in Sicherheit.

Der Film um den Abenteurer Dr. Challenger verläuft und endet so wie die meisten Dinosaurierfilme: Um den Leuten in England zu beweisen, dass er nicht verrückt ist und es Dinosaurier tatsächlich noch gibt, unternimmt Dr. Challenger eine Expedition nach Südamerika. Nachdem Dr. Challenger von seiner Reise auf einen Tafelberg ein lebendiges Brontosaurierexemplar nach London zurückbringt, bricht dieses aus seinem Käfig aus. Er richtet grosses Unheil an, zerstört so einiges – und kann schliesslich entkommen, indem es die Themse hinunter in Richtung Freiheit schwimmt.

3. «Godzilla» (1954)

1954 ist das Jahr, in dem das Monster zum ersten Mal vor Japan aus dem Meer stieg. Godzilla ist die monstergewordene Metapher auf Amerika und die Angst vor nuklearer Zerstörung und traf damit einen Nerv beim japanischen Publikum. Gerade mal neun Jahre nach der Bombardierung Hiroshimas und Nagasakis steuerte die Welt bereits auf die nächste Krise zu: den Kalten Krieg.

Der Stuntman Haruko Nakajima meldete sich freiwillig für die Rolle des Godzilla. In einen Ganzkörperanzug gesteckt zerstörte er in einem Studio Kartonstädte und versenkte in einem Swimmingpool Pappmaché-Schiffchen. Wie sehr das Spass machte, zeigt dieses Youtube-Video.

4. «One Million Years B.C.» (1966)

In diesem Film sind Ray Harryhausens Modelldinosaurier zum ersten Mal in Technicolor zu sehen. Um die Glaubwürdigkeit der gefilmten Szenen zu unterstützen, setzte er seinen Modellen auch eine Tarantel und einen Leguan zur Seite. Eine besondere Herausforderung für diesen Film waren solche Szenen, in denen Menschen von Dinosauriern hochgerissen, weggezerrt oder gefressen wurden. Abwechselnd mussten dafür Szenen von Schauspielern an Drähten und Stop-Motion-Puppen mit Modellen der Schauspieler zusammengeschnitten werden. Oder man trickste mit optischen Täuschungen.

In den Sechzigerjahren knickte die Beliebtheit der Dinofilme ein, und zwar bis Ende der Siebziger. Der Wettlauf ins All und der daraus resultierende Aufschwung für Science-Fiction-Bücher und -Filme verdrängte die Kolosse aus den vordersten Reihen.

5. «Jabberwocky» (1977)

Jabberwock, ein fürchterlicher Drache benannt nach einem Gedicht Lewis Carrols, treibt sein Unwesen in einer mittelalterlichen Stadt. Der junge, vom Leben aber bereits gezeichnete Dennis Cooper findet sich als widerwilliger Held in dieser Geschichte wieder und kämpft gegen Klerus, Korruption und den schrecklichen Jabberwock an.

Ähnlich wie beim Godzilla-Film von 1954 wurde auch Jabberwock mit einem Ganzkörperanzug dargestellt. Um dem Fabelwesen seinen typischen vogelartigen Gang zu verleihen, musste der Schauspieler allerdings verkehrt ins Kostüm steigen und rückwärts gehen – worauf auch der improvisierte Todessturz des Jabberwocks am Filmende zurückzuführen sein dürfte.

6. «Jurassic Park» (1993)

«Jurassic Park» gilt vielen als der Dinofilm schlechthin. Ursprünglich wollte Steven Spielberg lebensgrosse Modelle benutzen und sie in Stop-Motion-Manier abfilmen. Doch die Computertechnik war inzwischen fortgeschritten genug, um alles digital zu animieren. Allerdings liessen die Probleme nicht lange auf sich warten. Beim Animieren der Verfolgungsszene zwischen einem T-Rex und einem Jeep fiel plötzlich auf, dass die Beinbewegungen des Dinosauriers unnatürlich wirkten, wenn dieser in der Geschwindigkeit des Jeeps rannte. Spielberg und sein beratender Wissenschaftler Jack Horner vermuten daher, dass Tyrannosaurier wohl doch nicht so schnell rennen konnten, wie bis anhin angenommen. Als Lösung auf das Animationsproblem wählte Spielberg die Go-Motion-Technik: Eine Kombination aus Stop-Motion und moderner Computertechnik, bei der das Modell etwas unscharf dargestellt wird, damit die Bewegungsabläufe flüssiger wirken. Gleichzeitig wurde der Hintergrund bei der Jeepverfolgungszene digital verlangsamt, um den Eindruck zu erwecken, der Tyrannosaurier wäre schnell genug, um den Wagen einzuholen. 

«Jurassic Park» kann nicht nur für sich verbuchen, dass er – animationstechnisch – den Dinofilm revolutioniert hat. Er hat auch in der Paläontologie für neuen Diskussionsstoff gesorgt.

7. «Jurassic World» (2015)

Für den neusten Film der Jurassic-Park-Franchise wurde erstmals die Motion-Capture-Technik verwendet: Schauspieler in unifarbenen Overalls mit angebrachten Trackern sind Stellvertreter für die später zu animierenden Dinosaurier. Die Bewegungen der Schauspieler werden gefilmt und in ein vom Computer lesbares Format umgewandelt. Am Bildschirm werden diese Daten auf generische 3-D-Modelle übertragen und gerendert. Für den Betrachter sieht das dann so aus, als würde die Figur die exakten Bewegungen des Schauspielers imitieren. Auf diese Art und Wiese wurden beispielsweise die dressierten Velociraptoren animiert. 

BONUS: 8. «The Land Before Time» (1988)

Zu guter letzt noch ein persönliches Lieblingswerk. Was den einen ihr «König der Löwen» oder «Aschenbrödel» ist für mich «In einem Land vor unserer Zeit». Steven Spielberg, der den Film mitproduzierte, sagte einst: «Ich wollte schon immer einen Film machen wie Bambi – einfach mit Dinosauriern.»

Was ihm gelungen ist! Viel mehr ist dem nicht beizufügen, ausser der Warnung vor spontanem Augenwasseraustritt!

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