Der Peso verliert rasant an Wert, der Staat treibt die Energiepreise in die Höhe. In Argentinien greifen die Gewerkschaften jetzt zum ultimativen Mittel: dem Generalstreik. Die Regierung Cristina Kirchners spricht von „Erpressung“.
Aus Protest gegen die starke Inflation in Argentinien haben mehrere Gewerkschaften das Land mit einem Generalstreik weitgehend lahmgelegt. Drei der fünf Gewerkschaftsverbände riefen am Donnerstag zu dem eintägigen Ausstand auf.
Sie wollten zum Auftakt der jährlichen Tarifrunde ihre Forderung nach einem Einkommensausgleich bekräftigten. Die Gewerkschaften verlangen ein Gehaltsplus in Höhe der erwarteten Inflation von mehr als 30 Prozent.
Die öffentlichen Transportmittel standen komplett still. Streikposten blockierten einige wichtige Verkehrsknoten. Auf einer Autobahn bei Buenos Aires wurden bei einem Zusammenstoss fünf Polizisten und ein Demonstrant verletzt. Ein Gewerkschafter wurde festgenommen, wie der Nachrichtensender C5N berichtete.
Gehaltserhöhungen frei verhandeln
Die Streikenden forderten, dass Gehaltserhöhungen frei verhandelt werden. Die Regierung der Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner hat bei den bislang abgeschlossenen Tarifverhandlungen versucht, die Gehaltsanpassungen unter 30 Prozent zu halten, um die Inflation zu drosseln.
In den ersten beiden Monaten dieses Jahres wurde eine Inflation von akkumuliert 7,2 Prozent ermittelt. Wirtschaftsexperten schätzen, dass sich die im Januar beschlossene Abwertung des Peso um 22 Prozent noch nicht voll auf die Preisentwicklung ausgewirkt hat. Die Regierung hat eine starke Erhöhung der Gas- und Strompreise angekündigt, um die Kosten der Energie-Importe zu senken.
Die Lehrer der Provinz Buenos Aires hatten Ende März nach einem 17-tägigen Streik eine Gehaltserhöhung von 31 Prozent in ihrer Tarifrunde durchgesetzt.
Die regierungsfreundlichen Gewerkschaften der Bau- und Metallarbeiter schlossen Anfang April Anpassungen von knapp unter 30 Prozent ab. In den meisten Gewerkschaften stehen die Tarifverhandlungen erst am Anfang.
Inlandsflüge gestrichen
Die Inlandsflüge wurden am Donnerstag gestrichen. Der internationale Flugverkehr startete und landete in Buenos Aires dagegen grösstenteils nach Plan. Die Zeitungen vom Donnerstag wurden vorzeitig gedruckt und am Mittwoch vor Mitternacht ausgetragen. „Über eine Million Arbeiter haben sich dem Streik angeschlossen“, sagte ein Sprecher der Gewerkschaftszentrale CGT.
Innenminister Florencio Randazzo bezeichnete den Streik als „erpresserisch“. Das Lahmlegen der Transportmittel verhindere die Beförderung derjenigen Arbeitnehmer, die sich nicht dem Streik anschliessen wollten.