Beim Machtkampf um die Führung des Ölbohrkonzern Transocean haben die Aktionäre dem US-amerikanischen Milliardär Carl Icahn mehr Einfluss eingeräumt. Mit der Wahl von Samuel Merksamer in den Verwaltungsrat erzielte die Icahn-Gruppe einen Teilerfolg.
Das Kernanliegen, eine höhere Dividende, kam aber nicht durch. Das Aktionariat stimmte mit einer Mehrheit von rund 80 Prozent für den Dividendenvorschlag des Managements von 2,24 Dollar. Der Alternativvorschlag von 4,00 Dollar pro Aktie der Icahn-Gruppe erhielt 35 Prozent Ja-Stimmen.
Die Aktionäre sind damit der Transocean-Führung gefolgt, die im Vorfeld von einer Herabstufung der Ratingagenturen gewarnt hat. Icahn habe eine «sehr kurzfristige Sicht der Dinge», sagte Konzernchef Steven L. Newman in einem Interview mit der «Finanz und Wirtschaft». Die Unternehmensführung verfolge demgegenüber eine nachhaltige Dividendenpolitik.
Merksamer in den Verwaltungsrat
Zwar ist der US-amerikanische Milliardär, der als Firmenjäger gilt und gerne aktiv seine Interessen verfolgt, in einem Punkt gescheitert.
Hingegen konnte er mit Samuel Merksamer einen von drei vorgeschlagenen Kandidaten in den Verwaltungsrat bringen. Der bisherige Verwaltungsratspräsident Michael Talbert wurde nicht wiedergewählt. Die Aktionärsberatungsfirma ISS hatte sich in seiner Empfehlung gegen die Wiederwahl von Talbert ausgesprochen
Merksamer erhielt mit rund 69 Prozent die vierthöchste Zustimmung. Von Seiten der Management-Kandidaten wurden Frederico Curado (98 Prozent), CEO Steven Newman (96 Prozent), Thomas Cason (74 Prozent) und Robert Sprague in das Aufsichtsgremium gewählt.
Da eine notwendige Zweidrittelmehrheit nicht an der GV vertreten war, wurde über den Vorschlag der Icahn Group, die Amtsdauer der Verwaltungsräte generell auf ein Jahr zu verkürzen, nicht abgestimmt.
Im Vorfeld der Generalversammlung hatten sich das Management von Transocean und Investor Icahn mit ihren jeweiligen Argumenten eine scharf geführte PR-Schlacht um die Gunst der Aktionäre geliefert.
Die übrigen Anträge des Managements, etwa zur Genehmigung des Geschäftsberichts, wurden vom Aktionariat derweil gutgeheissen.
Wurzeln in den USA
Transocean ist in den USA verwurzelt, hat seinen Hauptsitz aber seit 2008 in Zug. Der Konzern war 2010 im Zusammenhang mit der Explosion der «Deepwater Horizon» im Golf von Mexiko in die Schlagzeilen geraten. Bei dem Unfall starben elf Menschen, hunderte Millionen Liter Öl strömten ins Meer. Es dauerte 87 Tage, bis das Leck geschlossen werden konnte.
Transocean als Betreiber der Plattform und der Energiekonzern BP, der die Anlage mietete, geben sich gegenseitig die Schuld an der Katastrophe. Der Schweizer Konzern einigte sich Anfang dieses Jahres mit dem US-Justizministerium auf die Zahlung von 1,4 Mrd. Dollar, um ausstehende Zivil- und potenzielle Strafklagen zu beseitigen.
Damit ist die Sache für das Unternehmen aber noch nicht ausgestanden. Seit Februar beschäftigt sich ein Gericht in New Orleans mit einer weiteren Zivilklage gegen BP und Transocean.
Die Regierungen der USA und mehrerer Bundesstaaten fordern wegen Verstössen gegen das «Clean Water Act» und andere Vorschriften bis zu 21 Mrd. Dollar. Transocean hatte zur Begleichung aller Ansprüche 2 Mrd. Dollar zurückgestellt.
Transocean unterhält nach eigenen Angaben weltweit 83 Bohranlagen. Im vergangenen Jahr verbuchte der Konzern bei 9,2 Mrd. Dollar Umsatz einen Verlust von 211 Mio. Dollar.