Junge Leute, Alleinerziehende, Singles und schlecht ausgebildete Berufsleute geraten in der Schweiz am meisten in Zahlungsnot. Als Schuldenfallen erweisen sich laut dem Inkassounternehmen Intrum Justitia bei jungen Leuten häufig Handyrechnungen und der Online-Versandhandel.
Junge Menschen, alleinerziehende Eltern, Alleinlebende sowie Menschen mit schlechter Ausbildung geraten in der Schweiz am schnellsten in die Schuldenfalle. Schuld dafür sind laut dem Inkassounternehmen Intrum Justitia oftmals Handyrechnungen sowie der Onlineshopping.
Neu und alarmierend sei, dass die Gruppe der 25- bis 29-Jährigen das mit Abstand höchste und am stärksten zunehmende Verschuldungsrisiko habe, heisst es in dem am Dienstag in Zürich vorgestellten «Radar 2014». Zum vierten Mal in Folge hat die grösste Schuldeneintreiberin Intrum Justitia die Verschuldungsrisiken in der Schweiz ermittelt.
Liste unvollständig
In ihre Erhebungen fliessen allerdings nur die Daten ihrer eigenen Kunden ein. Steuer- und Krankenkassenausstände werden von Intrum Justitia nicht eingetrieben. Damit bleiben zwei wichtige Kategorien für das Schulden Machen unberücksichtigt.
Im Vergleich zum Vorjahr hat sich gemäss Studie von Intrum Justitia das Schuldenrisiko nicht grundlegend verändert. Nach wie sind Singles und Alleinerziehende deutlich stärker gefährdet als Familien oder Paare. Eine stabile Partnerschaft schütze vor Verschuldung, und Mehrpersonen-Haushalte profitieren oft von Doppeleinkommen, folgert das Inkassounternehmen daraus.
Online-Versandhandel als Schuldenfalle
Wer früh in eine Schuldenspirale hineingerate, könne sich kaum mehr daraus lösen, wird weiter festgestellt. Gegen mehr als jede dritte Person, die sich vor 5 Jahren im Alter von 18 bis 25 Jahren erstmals verschuldet habe, bestehe auch nach 5 Jahren mindestens eine offene Forderung.
Junge Frauen verschulden sich gemäss dem «Radar» vor allem im Bereich Gesundheit, während bei den jungen Männern häufig der Online-Handel in die Schuldenfalle führt. Bei der Mobiltelefonie sind bei den 18- bis 25-Jährigen die ausstehenden Forderungen mit durchschnittlich 730 Franken am höchsten. Werden Junge betrieben, resultiert häufiger ein Verlustschein als bei älteren Personen.
Ein Indikator für eine Verschuldung sind laut der Erhebung häufige Umzüge. Oft bedeute eine Scheidung oder der Auszug aus dem Elternhaus eine ungewohnte und erhebliche finanzielle Belastung.
Je länger der letzte Wohnortswechsel zurückliege, desto geringer sei die Wahrscheinlichkeit einer Verschuldung. Eine gute soziale Verankerung scheine sich positiv auf das Verschuldungsrisiko auszuwirken.
Regionale Unterschiede
Intrum Justitia ging auch der Frage nach, in welchen Städten und Kantonen das Verschuldungsrisiko am höchsten ist. Im Städtevergleich führen Freiburg, La Chaux-de-Fonds und Thun die Rangliste an. Bei den Kantonen besteht in Glarus, Freiburg, Solothurn und Bern ein überdurchschnittliches Verschuldungsrisiko.
Am andern Ende stehen Waadt, Jura, Nidwalden und Luzern. Unterdurchschnittlich ist das Verschuldungsrisiko auch in Stadt und Kanton Zürich.
Laut Intrum Justitia haben Städter ein deutlich höheres Risiko als Personen, die in der Agglomeration oder auf dem Land leben. Deutlich am höchsten sei das Verschuldungsrisiko in Gebieten mit einem hohen Ausländeranteil.