Nach der Festnahme zweier Syrer bleibt Genf noch mindestens eine Woche in erhöhter Alarmbereitschaft. Im Auto der beiden wurden Sprengstoffspuren gefunden. Frankreich hat 100 Gendarmen für die Grenze zur Verfügung gestellt.
«Wir haben alle Polizisten von anderen Sonderaufgaben abgezogen», sagte der Genfer Sicherheitsdirektor Pierre Maudet im Interview mit der «SonntagsZeitung».
Für die Grenze habe Frankreich 100 Gendarmen zur Verfügung gestellt. Da wegen des Weihnachtsshoppings zahlreiche Menschen unterwegs seien, müsse das Sicherheitsdispositiv auch nach dem kommenden Sonntag aufrecht erhalten werden.
«Das sollte machbar sein. Aber es geht nicht ohne Überstunden», sagte Maudet. Täglich evaluiere er mit der Polizeichefin, welche Polizeikräfte einsatzfähig und welche übermüdet sind.
«Möglicherweise müssen wir aus den Nachbarkantonen zusätzliche Polizisten anfordern. Wir möchten aber eher darauf verzichten.» In der «Schweiz am Sonntag» wird Maudet mit der Aussage zitiert, Genf könne die erhöhte Bereitschaft nur bis Weihnachten aufrecht erhalten, danach müssten Korps aus anderen Regionen aushelfen.
Traditionelle Escalade ohne Zwischenfälle
Trotz der angespannten Lage fand an diesem Wochenende die traditionelle Escalade statt – inklusive Umzug. Mit den Feiern erinnert die Rhonestadt an die erfolgreiche Verteidigung gegen Karl Emanuel von Savoyen in der Nacht vom 11. auf den 12. Dezember 1602.
Maudet sagte in der «SonntagsZeitung», er habe entschieden, die Festlichkeiten nicht abzusagen, da dank der französischen Gendarmen mehr Kontrollen möglich seien. Am Sonntagnachmittag markierten denn auch zahlreiche uniformierte Polizisten am Rande des traditionellen Festzugs gut sichtbar Präsenz, wie ein sda-Reporter vor Ort berichtete.
Auch zivile Beamte waren unterwegs. Und wie jedes Jahr liessen es sich Tausende Zuschauerinnen und Zuschauer nicht nehmen, in den Strassen der Genfer Innenstadt dem Umzug beizuwohnen.
Sprengstoffspuren im Auto
Am Freitag waren in Genf zwei Syrer festgenommen worden, in deren Auto Sprengstoffspuren gefunden wurden. Sie sitzen derzeit in Untersuchungshaft. Am Samstag hat die Bundesanwaltschaft (BA) ein Verfahren gegen sie eröffnet – wegen Verdachts des Herstellens, Verbergens oder Weiterschaffens von Sprengstoffen und giftigen Gasen.
Ferner werden sie verdächtigt, gegen das Bundesgesetz über das Verbot der Gruppierungen «Al-Kaida» und «Islamischer Staat» sowie verwandter Organisationen verstossen haben. Die BA arbeitet mit dem Bundesamt für Polizei und den Genfer Sicherheitsbehörden zusammen.
Seit Freitag in der Schweiz
Wie der Genfer Generalstaatsanwalt Olivier Jornot am Samstag vor den Medien in Genf sagte, gaben die beiden Festgenommenen an, sie seien erst am Freitag in die Schweiz gereist und hätten das Auto kürzlich gekauft. Laut Jornot trugen sie syrische Pässe auf sich und sprachen kein Französisch.
Dass Spuren von Sprengstoff gefunden worden seien, bedeute nicht, dass die beiden auch wirklich Sprengstoff transportiert hätten. Für die weiteren Untersuchungen würden sie schon bald an die BA übergeben.