Die Einführung des E-Voting stellt die Kantone vor technische Herausforderungen. Am Wochenende sorgte eine Sicherheitslücke im elektronischen Abstimmungssystem des Kantons Genf für Schlagzeilen. Betroffen ist auch der Kanton Basel-Stadt.
Bereits vor einem Jahr wiesen Politiker unterschiedlichster Parteien auf Sicherheitsmängel beim E-Voting hin. An einem Hacker-Treffen in Paris wurde vor einigen Tagen eine weitere Sicherheitslücke bekannt. Ein Computerexperte hat in einem im Internet veröffentlichten Video demonstriert, wie eine online abgegebene Stimme nachträglich manipuliert werden kann. «Le Matin Dimanche» und die «SonntagsZeitung» hatten die Sicherheitslücke am Wochenende publik gemacht.
Laut Vize-Staatskanzler Christophe Genoud will der Kanton Genf die Sicherheitslücke im System beheben. Bis wann dies gemacht wird, sei eine finanzielle Frage. Zudem sei die technische Lösung noch nicht gefunden.
Basel-Stadt benutzt selbes System
Die Situation sei nicht völlig befriedigend, der Vorfall habe aber der Reputation von E-Voting im Kanton Genf nicht geschadet, sagt Genoud gegenüber der Nachrichtenagentur SDA. Es herrsche Transparenz für die Bürgerinnen und Bürger. Der Code des Systems könne auf Anfrage eingesehen werden. Zudem werde das elektronische Abstimmungssystem von einer Wahlkommission überwacht.
Ein solches System sei jedoch nie zu 100 Prozent sicher. «Das gleiche gilt aber auch für die briefliche Stimmabgabe.»
Der Kanton Basel-Stadt testet seit vier Jahren E-Voting für Auslandbasler und ist dabei Kunde von Genf. Es gebe keine Anzeichen dafür, dass in Basel Stimmen gefälscht worden sind, wie Alfred Sommer von der Basler Staatskanzlei gegenüber der «Basellandschaftlichen Zeitung» sagt (Artikel online nicht verfügbar). Man habe jedoch in Genf angefragt, wie die Sicherheitslücke geschlossen werden könne.
Bund definiert Vorgaben für E-Voting
Langfristig sollen alle Schweizerinnen und Schweizer per Internet abstimmen und wählen können. Jeder Kanton entscheidet selber, wie schnell er E-Voting den Stimmberechtigten offerieren will. Der Bund hat nun Vorgaben definiert, welche die Kantone einhalten müssen.
Zurzeit können die Kantone nur eine Minderheit der Stimmen elektronisch einsammeln. Bis zu 30 Prozent der Stimmberechtigten mit Wohnsitz im Kanton dürfen ihre Stimme auf dem elektronischen Weg abgeben.
Option vorerst nur für Auslandschweizer
Diese gesetzliche Limite ist offensichtlich noch ausreichend: Bei den eidgenössischen Vorlagen Anfang Juni gaben rund 19’000 Personen aus zwölf Kantonen ihre Stimme per Mausklick ab – die 30-Prozent-Hürde wurde nur im Kanton Genf erreicht.
Die meisten der zwölf Kantone offerierten die Option bei dieser Abstimmung ohnehin nur Auslandschweizerinnen und Auslandschweizern, die nicht unter die Limite fallen.
Vernehmlassung endete am Freitag
Da aber viele Kantone ihre Projekte für die elektronische Stimmabgabe vorantreiben, könnte die Grenze bald schon in mehr Kantonen erreicht werden. Der Bund hat nun festgelegt, unter welchen Voraussetzungen die Kantone bis zur Hälfte der Wählerschaft in das E-Voting einbeziehen dürfen.
Bis letzten Freitag konnten sich interessierte Kreise zur überarbeiteten Verordnung über die politischen Rechte sowie zu einem neuen technischen Reglement der Bundeskanzlei äussern.
Transparente Systeme
Die neuen Bestimmungen sollen ab Anfang 2014 gelten. Kern der Neuerungen ist die Verifizierbarkeit: Jede Wählerin und jeder Wähler soll sich vergewissern können, dass die Stimme im Internet korrekt übermittelt wurde.
Kantone, die diese Anforderung erfüllen, dürfen das elektronische Abstimmen und Wählen bis zu 50 Prozent der Stimmberechtigten mit Wohnsitz im Kanton ermöglichen. Nächstes Jahr könnten einige Kantone die Vorgaben erfüllen, wie Anina Weber, Projektverantwortliche bei der Bundeskanzlei sagt.
Letzte Schranke fällt frühestens 2018
Für unbeschränktes E-Voting gelten strengere Vorgaben: Die Wähler oder ein neutrales Gremium wie beispielsweise eine Wahlkommission müssen überprüfen können, ob die elektronische Stimme richtig gespeichert und korrekt ausgezählt wurde. Diese technische Hürde werden laut Weber frühestens 2018 einige Kantone erreichen.