Der Genfer Stadtpräsident Pierre Maudet (FDP) zeigt sich enttäuscht über die ausbleibende Unterstützung von Volkswirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann – seinem Parteikollegen – im Kampf gegen die bevorstehende Schliessung des Merck-Serono-Standorts in Genf.
„Ich glaube an die Politik, an die Fähigkeit, die Sachen zu bewegen“, erklärte Maudet in einem Interview mit der Zeitung „Der Sonntag“. Wenn die Politik das nicht könne, müsse man sich fragen, wieso es einen Wirtschaftsminister überhaupt brauche.
Man müsse auf Bundesebene nicht nur an die Rahmenbedingungen denken, sondern auch an effektive Einsätze. „Ich persönlich bin jedenfalls bereit, ins Flugzeug zu steigen und nach Darmstadt zu fliegen, um mit der Merck-Spitze zu diskutieren“, sagte der Stadtpräsident.
Über das Verhalten des deutschen Pharma- und Chemieunternehmens, das die Schweizer Biotechfirma Serono mitsamt Genfer Standort Anfang 2007 übernommen hatte, zeigt sich der Genfer Stadtpräsident ebenfalls wenig angetan. Er sei schockiert über die „Brutalität der Entlassung“ und über die Art und Weise, wie sie von Merck vorgenommen worden sei.
Hohe Dividende
Der Entscheid zu Standort- und Stellenabbau sei umso befremdender, als das Unternehmen erst vor kurzem die Dividende für seine Aktionäre um 20 Prozent erhöht habe. Er wolle weiterhin bei Merck protestieren, nicht nur für einen guten Sozialplan, sondern auch gegen den Schliessungsentscheid an sich.
Am Dienstag hatte Merck bekannt gegeben, die Schweizer Zentrale seiner Pharmatochter Merck Serono in Genf zu schliessen. In der Rhonestadt gehen so über 1250 Arbeitsplätze verloren. Auf 500 Stellen will Merck ganz verzichten, die übrigen Arbeitsplätze werden nach Deutschland, in die USA und nach China verlegt.
Corsier und Aubonne nicht betroffen
Die Angestellten der Merck-Serono-Produktionsstandorte in Corsier-sur-Vevey VD und Aubonne VD sind nicht von Entlassungen betroffen. Dies bekräftige François Naef, der Verwaltungsratspräsident von Merck Serono, in einem Interview mit „Le Matin Dimanche“.
An den beiden Standorten, die zusammengerechnet rund 800 Mitarbeitende beschäftigen, wolle der Mutterkonzern Merck in Zukunft sein Fachwissen im Bereich biotechnologischer Produktion konzentrieren, sagte Naef. Aus diesem Grund beabsichtige man, die Standorte weiterzuführen.