Einer der bekanntesten Anwälte der Westschweiz, Dominique Warluzel, ist in Genf wegen einer Schussabgabe in Untersuchungshaft gesetzt worden. Der 58-Jährige hatte 2013 einen Schlaganfall erlitten und benötigt seither viel Pflege.
Zur Schussabgabe kam es am Samstag im Fünfsterne-Luxushotel La Réserve, das am nördlichen Genferseeufer wenige Kilometer vor der Rhonestadt liegt. Offenbar kam es zu einem Streit zwischen einer Frau und Warluzel, worauf dieser mit einer Pistole einen Schuss abgegeben haben soll.
Die Frau blieb unverletzt. Der frühere Staranwalt wurde wegen versuchter vorsätzlicher Tötung in Untersuchungshaft gesetzt, wie Henri Della Casa, Mediensprecher der Genfer Justizbehörden, am Dienstag der Nachrichtenagentur sda sagte. Er bestätigte damit einen Bericht der Zeitung «Le Temps».
Das Genfer Zwangs- und Massnahmengericht lehnte eine Haftentlassung wegen Flucht- und Wiederholungsgefahr ab. Der Anwalt wurde in einem Zellenblock eines Spitals inhaftiert.
Nach Angaben seines Verteidigers Nicholas Antenen gehen die Versionen der Frau und seines beschuldigten Klienten diametral auseinander. Die beiden sollen deshalb schon bald in einer Konfrontationseinvernahme gegenübergestellt werden, sagte Antenen der sda. Dort könne sich Dominique Warluzel verteidigen.
Auf die Bahamas ausgewandert
Der 58-Jährige gehört zu den Genfer Spitzenanwälten und verteidigte Angeklagte in viel beachteten Gerichtsverhandlungen. Er schrieb ein Theaterstück, war Cinéast und zählte französische Schauspieler wie Alain Delon oder Christophe Lambert zu seinen Freunden.
Er war beim Westschweizer Fernsehen RTS bei mehreren Sendungen beteiligt und kurzzeitig auch als Präsident des Servette Football Club tätig. Vor zehn Jahren verlieh ihm Frankreich den Verdienstorden der Ehrenlegion.
Dominique Warluzel verliess 2011 die Schweiz, um sich auf den Bahamas niederzulassen. Dort erlitt er 2013 einen schweren Schlaganfall und entrann nur dank mehreren Operationen dem Tod. Sein Kampf zurück in das Leben wurde medial stark beachtet.
So war er Ende Oktober auf dem Titel der «L’illustré», und das RTS strahlte eine Dokumentation über seine Rehabilitation aus. Seit dem Schlaganfall kämpfte er mit Jähzorn und gab damals der «L’illustré» an, dass es manchmal zu verbalen Entgleisungen oder gar zu «unkontrolliertem Verhalten» komme.