Silvio Berlusconis spektakulärer Prozess um Sex mit minderjährigen Prostituierten und Amtsmissbrauch verspricht einen Aufmarsch von über 200 teils prominenten Zeugen wie George Clooney.
Das zuständige Mailänder Gericht hat diese stattliche Zahl an Zeugen der Anklage und der Verteidigung bei einer Verhandlung am Mittwoch zugelassen, wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtete.
Clooney ist von der Verteidigung als Zeuge genannt, da Berlusconis Anwälte beweisen wollen, dass bei den angeblich wilden „Bunga-Bunga“-Partys in der Villa Arcore des Ex-Regierungschefs alles zivil zugegangen sei. Berlusconis Seite hat etwa 70 der mehr als 200 Zeugen benannt.
Neben dem amerikanischen Top-Filmstar sind unter anderen die mit Clooney bekannte sardische Schauspielerin Elisabetta Canalis und das argentinische Showgirl Belén Rodriguez geladen. Auch Berlusconis frühere Ministerinnen Mariastella Gelmini und Mara Carfagna sollen vor Gericht aussagen können.
Die Richter entschieden zudem, dass die bei den Ermittlungen abgehörten und aufgezeichneten Telefongespräche im Prozess verwandt werden dürfen. Diese könnten Berlusconi belasten.
Berlusconi glänzt mit Abwesenheit
Der am 12. November als Regierungschef zurückgetretene Berlusconi hat an den Verhandlungen bisher noch nie teilgenommen. Zehn Tage nach seinem Rücktritt war der 75-jährige Medienzar und Milliardär am Vortag allerdings in einem seiner anderen Prozesse erschienen, in dem es um Steuerbetrug beim Verkauf von Film- und TV-Rechten geht.
Im Prozess um den Fall „Rubygate“ lastet die Staatsanwaltschaft Berlusconi vor allem sexuelle Kontakte zu dem damals noch minderjährigen marokkanischen Escortgirl Ruby alias Karima el-Marough an. Sex mit Minderjährigen ist in Italien strafbar. Berlusconi wird zudem Amtsmissbrauch vorgeworfen, weil er Ruby mit einem Anruf bei der Polizei aus deren Gewahrsam befreit haben soll.
Der Prozess ist bisher noch kaum über verfahrenstechnische Fragen hinausgekommen. Berlusconi hat strafbare Handlungen wiederholt bestritten. Berlusconis Anwalt und Vertrauter Niccolò Ghedini hatte zuvor erklärt, sein Mandant werde bei den gegenwärtig drei Prozessen in Mailand präsent sein, wenn dies für die Verteidigung wichtig sei.